Ein abgebrochener Ast liegt auf einer Straße in Klagenfurt.

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Klagenfurt – Der Wintereinbruch sorgt für Chaos in den südlichen Bundesländern. In weiten Teilen Kärntens ist am Mittwochnachmittag aufgrund der heftigen Schneefälle der öffentliche Verkehr zusammengebrochen. Der Busverkehr wurde vorübergehend eingestellt. Aber auch so ging auf den Straßen nichts mehr, in weiten Teilen Kärntens gab es Unfälle, Staus und teilweise Verkehrsstillstand. Die Polizei rief die Bevölkerung auf, zu Hause zu bleiben, es herrsche Lebensgefahr.

"Verkehrsmäßig geht überhaupt nichts mehr", sagte Polizeisprecher Rainer Dionisio. Ständig würden Äste von Bäumen herunterbrechen und auf Gehsteige und Fahrbahnen stürzen, daher herrsche Lebensgefahr. Wer nicht unbedingt hinausmüsse, solle zu Hause bleiben, appellierte die Polizei. Am Faaker See, wo derzeit noch zahlreiche GTI-Fans urlauben, stürzte ein Veranstaltungszelt auf einem Campingplatz in sich zusammen. Zehntausende Haushalte waren immer wieder ohne Strom, die Monteure des Energieversorgers Kelag waren im Dauereinsatz.

Auch Bahnverkehr betroffen

Auch der Bahnverkehr war massiv betroffen. "Wir haben das Problem, dass wir von Friesach bis Villach auf der Südbahnstrecke keinen Strom haben", sagte ÖBB-Sprecher Christoph Posch. Ab Friesach ging in Richtung Klagenfurt gar nichts mehr. Auch die Strecken von Villach nach Rosenbach und via Arnoldstein nach Kötschach-Mauthen mussten gesperrt werden. Der Postbusverkehr in Unterkärnten brach zusammen. Die ÖBB riefen die wartenden Passagiere via Radio dazu auf, irgendwie privat nach Hause zu kommen. Wann die Bahnstrecke wieder in Betrieb genommen würde, war vorerst unklar.

Auf der Südautobahn (A2) zwischen Klagenfurt und Villach herrschte ebenfalls weitgehend Stillstand, auch die Kärntner Bundesstraße zwischen Villach und Wernberg musste komplett gesperrt werden. Im Packabschnitt musste der Herzogbergtunnel nach einem Unfall gesperrt werden. In den Auffahrunfall in Fahrtrichtung Graz waren ein Lastwagen und sieben Autos verwickelt, es kam zu umfangreichen Staus. Der Pkw-Verkehr wurde vorerst über die Bundesstraße umgeleitet, kurz nach 17 Uhr wurde aber der gesamte Verkehr auf der A2 angehalten. Wie lange die Sperre dauern würde, war vorerst unklar. Ab Wolfsberg musste auf der Südautobahn in Richtung Graz Kettenpflicht für Lkws verfügt werden. Praktisch sämtliche höhergelegenen Bergstraßen waren nur mit Winterausrüstung beziehungsweise Ketten befahrbar.

Kein Strom in der Steiermark

In der Steiermark waren am frühen Abend über 6.500 Haushalte ohne Strom, weil Bäume durch den Nassschnee auf Leitungen gestürzt waren. Den Energienetzen Steiermark zufolge stieg die Zahl der ausgefallenen Trafostationen vor allem in der West- und Oststeiermark von 75 auf 232. Der Schnee auf den Straßen führte zu Unfällen, unter anderem auf A2 und S36. Die Landwirtschaft befürchtete Millionenschäden.

Die Ausfälle im Stromnetz konzentrierten sich auf den Raum Deutschlandsberg, St. Johann im Saggautal, St. Oswald ob Eibiswald, St. Johann im Sausal, Wies, Oberhaag Wettmannstätten, Tillmitsch, Söding, St. Johann-Köppling und Krottendorf-Gaisfeld sowie im Grazer Umland. "Haben wir die eine Leitung repariert, kommt schon die nächste Schadensmeldung rein", sagte ein Sprecher. Vor allem Bäume mit frischen Laub konnten dem Druck des Nassschnees nicht standhalten. Trassen durch Wälder waren in erster Linie durch die Schäden betroffen.

Unfälle

Bei winterlichen Fahrverhältnissen waren zwei Pkw im obersteirischen Knittelfeld kollidiert. Dabei wurde eine Person verletzt. Durch den Unfall wurden noch ein parkendes Auto und ein Moped beschädigt, so Einsatzleiter Arnold Schlick. Auf der Gaberl-Bundesstraße (B77) musste ein abgerutschter Lkw geborgen werden. Ein Verkehrsunfall auf der Murtalschnellstraße (S36) bei Spielberg endete glimpflich und nur mit Sachschaden.

Für Behinderungen und Unfälle sorgte die Tatsache, dass viele Autofahrer offenbar nicht mehr mit winterlichen Fahrverhältnissen gerechnet hatten. Etliche Autofahrer hatten bereits auf Sommerreifen umgesteckt, so Harald Lasser von der ÖAMTC-Informationszentrale und Edin Hasanovic vom ARBÖ. Der ÖAMTC riet am Abend davon ab, ohne Winterausrüstung höhergelegenere Straßen in der Steiermark und in Kärnten zu benutzen.

In der steirischen Landwirtschaft wird durch Frost und Schneefälle ein Schaden im Ausmaß von etlichen Millionen Euro befürchtet, laut Agrarlandesrat Hans Seitinger (ÖVP) könnten sogar bis zu 100 Millionen Euro drohen. Minusgrade hätten laut Seitinger dazu geführt, dass die nach der abgeschlossenen Blüte besonders temperaturempfindlichen Früchte großflächig abgestorben seien. In manchen Bereichen müsse man sogar mit einem Totalausfall rechnen. Zudem wurde für die Nacht auf Donnerstag neuerlich Frost vorhergesagt. (APA, 27.4.2016)