Turbulente Zeiten sind es. Während Spanien auf Neuwahlen Ende Juni zusteuert, rumort es im Mediensektor und im Beziehungsgeflecht mit der Politik gewaltig. Erst legte sich die Podemos-Partei unter Fraktionschef Pablo Iglesias mit der Presse an – die vom "System und dessen Spielregeln gezwungen werde, seine Partei schlechtzuschreiben", wie Iglesias bei einer Tagung an der Madrider Complutense-Universität kundtat.

Bejubelt von Anhängern, galt der Angriff dem "El Mundo"-Journalisten Álvaro Carvajal. So meinte Iglesias, "er müsse verhindern; dass ebenjener ihn mit 'Spanien wird mit uns masturbieren' zitieren würde". In jener Tageszeitung wäre eine Schlagzeile wie "Podemos macht es richtig" undenkbar. Und "zum ersten Mal sehe er Angst in den Augen der Journalisten". Die Antwort kam prompt, unter anderem im Editorial von "El País" (Prisa) wurde des Linkspolitikers Stil "venezolanisch-bolivarisch" genannt: "Er möge die Pressefreiheit als wesentliches Gut demokratischer Gesellschaften respektieren."

Debatte darüber, was Journalisten schreiben dürften

Iglesias sprach via Twitter eine Entschuldigung aus. Auch "wenn er richtig gelegen sei, hätte er die Kritik nicht an einem Journalisten festmachen dürfen". Zugleich forderte Carolina Bescansa, Podemos-Sprecherin für Sozial- und Politikanalyse eine Debatte zu den Arbeitsbedingungen von Journalisten und darüber, was sie schreiben dürften, ein: "Die Spanier wüssten zu gut, dass Medien Podemos nicht in gleicher Manier behandeln wie andere Parteien." So sind auch Titelschlagzeilen-Klassiker von "El Mundo" noch in bester Erinnerung, wie: "ETA-Häftlinge für Podemos in der Regierung."

Aktuell sickerten weitere brisante Informationen durch. So hätte der sozialistische Parteichef Pedro Sanchéz (PSOE) gar bei der lange Zeit linksliberalen "El País" und dem Prisa-Radiosender Cadena Ser um "Unterstützung für eine Koalition mit Podemos" gebeten, berichtete das von Ex-"El-Mundo"-Journalist Eduardo Inda gegründete Onlinemedium OKdiario . Was das Prisa-Blatt verneinte, gar mit der Drohung: "Dann gibt es Krieg!"

Das ICFJ und die mit der Auswertung der Panama-Papiere kooperierenden Medien, der TV-Sender LaSexta und die Onlinezeitung "El Confidencial" machten publik, dass just Teresa Aranda, Ex-Frau von Prisa-Chef Juan Luis Cebrián, in Offshore-Gesellschaften aktiv war. Konkret in der Granite Corporation auf den Seychellen von 2004 bis zum Jänner 2010. Sprich, als das Paar noch nicht getrennt war. Aranda betonte zudem, jene Beteiligung hätte Cebriáns nahes Umfeld unterhalten, neben Ölgeschäften über Star Petroleum im Südsudan.

Cebrián und Prisa fackelten freilich nicht lange und klagten neben den zwei Aufdeckern auch die Onlinezeitung eldiario.es, das die Daten aufgriff und hochkritisch mit dem mächtigen Verlegerclan ins Gericht ging. (Jan Marot aus Granada, 28.4.2016)