Das sind zwei der Bilder, die Klemens Horvath für das Hotel Sofitel 2011 gemacht hat. Eine dreijährige Nutzungsdauer wurde eingeräumt. 2016 entdeckte Horvath, dass die Bilder ohne Freigabe und Wissen des Fotografen massiv verwendet wurden.

Foto: KlemensHorvath.com

Die charakteristische Deckengestaltung stammt von der Schweizer Künstlerin Pipilotti Rist. Das Gebäude – samt der verglasten Außenwände des Restaurants im obersten Stockwerk des Hotels – wurde vom Pariser Architekten Jean Nouvel entworfen.

Foto: KlemensHorvath.com

Wien – Klemens Horvath sitzt vor wenigen Wochen in einem Züricher Hotel und blättert durch eine Schweizer Sonntagszeitung. Er bleibt bei einem Bild hängen, das eine Aussicht aus dem Wiener Hotel Sofitel über die Stadt zeigt. Mehr überrascht und verärgert denn erfreut erkennt der Werbe- und Kunstfotograf das Bild als sein Werk. Überrascht deshalb, weil er sich nicht erinnern konnte, der Zeitung eine Zustimmung zur Veröffentlichung erteilt zu haben. Verärgert, weil es keine Copyright-Nennung gab.

Horvath beginnt zu recherchieren. Das Foto hat er – als eines von sieben Bildern – im Jahr 2011 im Auftrag des Hotels Sofitel gemacht. Zur Verfügung gestellt wurden die Bilder dem Unternehmen für drei Jahre, die Werknutzung beschränkte sich auf Österreich sowie auf "Internet/Broschüre/Anzeigen bis A5".

Horvath verrechnete für den Aufwand rund 4200 Euro. Der symbolische Betrag für die Werknutzung für drei Jahre betrug für sechs Bilder nur sechs Euro – plus zusätzliche 450 Euro für ein siebentes Bild. "Ich habe gehofft, über die Accor-Gruppe, zu der das Hotel gehört, zu Folgeaufträgen zu kommen", sagt Horvath dem STANDARD. Diese Aufträge blieben aber aus.

580 Ergebnisse pro Bild

Fünf Jahre später gibt er nach dem Zufallsfund seines Bildes in der Schweizer Zeitung seine Aufnahmen in "Google Pictures" ein. Dank des elektronischen Copyrights ist ein Nachweis möglich, dass seine Bilder weiter verwendet wurden. Horvath erhält weltweit 580 Ergebnisse – pro Bild. "Selbst die Accor-Gruppe hat Fotos weiter verwendet, obwohl die Werknutzung längst abgelaufen war", sagt Rechtsanwalt Georg Zanger, der Horvath vertritt.

Ein erster Brief des Anwalts an das Sofitel wird Ende Februar verschickt. Denn in einem Katalog des Hotels aus 2016 wird weiter mit Horvaths Bildern geworben, "auch auf dem Cover", wie es im Brief heißt. Eine einstweilige Verfügung wird erwirkt, die Unterzeichnung einer Verpflichtungserklärung wird verlangt. Das Hotel antwortet prompt.

Rechtsverletzung eingestanden

In einem Schreiben des Anwalts des Hotels wird eine Urheberrechtsverletzung eingestanden. Als "angemessenes Entgelt" werden 300 Euro angeboten – plus 450 Euro, sofern die Bewilligung bis 2018 verlängert wird. Horvath und Zanger sind empört. Sie recherchieren weiter: Das Hotel sowie die Accor-Gruppe haben die Bilder hochauflösend auch Dritten zur Verfügung gestellt. Als Copyright sei etwa nur "Sofitel Vienna Stephansdom" anzuführen, wie es in einem Angebot heißt.

Horvaths Bilder finden sich ohne Freigabe des Fotografen weltweit in Architekturzeitschriften, Reisemagazinen, Zeitungen wie der New York Times, El Pais, The Telegraph, Financial Times und heimischen Printwerken und Online-Auftritten. 170 Mal entdeckt er eines der Fotos auf Cover. "Magazine von FinnAir, AirBerlin oder Aeroflot verwendeten sie auch als Werbung für Wien", sagt Zanger. Dutzende Firmen nutzten die Bilder für Eigenwerbung.

"Ein Präzedenzfall"

Weltweit werden 440 Briefe verschickt, erste Klagen laufen. Es könnte um mehr als zwei Millionen Euro gehen. "Ich bin kein Hardliner, drücke auch mal ein Auge zu, wenn ein Kunde Fotos ohne Absicht länger verwendet", sagt Horvath. "Aber da war ich baff." Private Blogger oder andere, die die Fotos nicht gewerblich nutzten, würden nicht belangt werden. Und laut Zanger könnten Firmen, die das Bild von Sofitel erhalten hätten, in Regress treten.Ein Vergleichsangebot von Zanger mit Sofitel lautet: eine Million Euro zuzüglich Kosten. Das Hotel Sofitel bietet aktuell in einem umfassenden Generalvergleich nicht mehr 750 Euro, sondern 400.000 Euro an. Zanger: "Das kann ein Präzedenzfall zum Umgang mit Urheberrechten im digitalen Zeitalter werden." (David Krutzler, 29.4.2016)