Rotterdam – Menschen mit bestimmten Varianten eines einzelnen Gens sehen im Durchschnitt zwei Jahre älter aus als Gleichaltrige ohne dieser Genversionen. Forscher um Manfred Kayser vom Erasmus University Medical Center in Rotterdam berichten im Fachjournal "Current Biology", dass der DNA-Abschnitt MC1R beeinflussen kann, ob jemand jünger oder älter wirkt.

Die Forscher stellten in ihrer Studie mit knapp 2700 Teilnehmern fest, dass Probanden mit zwei Varianten von MC1R signifikant älter geschätzt werden als solche mit der Standardversion. Faktoren wie Alter, Geschlecht, Hautfarbe, aber auch Hautschäden durch Sonneneinwirkung hätten das Ergebnis nicht beeinflusst.

Schritt zur Entschlüsselung des Alterns

Das betreffende Gen MC1R ist übrigens auch an der Entstehung roter Haare und heller Haut beteiligt. "Zum ersten Mal wurde ein Gen gefunden, das teilweise erklärt, warum manche Leute älter und andere jünger aussehen, als sie sind", so Kayser. Frühere Studien hatten ergeben, dass genetische Anlagen und Umwelteinflüsse etwa je zur Hälfte zum wahrgenommenen Alter beitragen.

Für den Genetiker Lars Bertram von der Universität zu Lübeck ist die Studie von Kayser und Kollegen "interessant und gut gemacht". In diesem Umfang sei eine Untersuchung zu den genetischen Ursachen des Alterns noch nicht durchgeführt worden. Allerdings hätten seiner Meinung nach die Zusammenhänge zwischen den MC1R-Varianten und bestimmten Hautphänomenen besser herausgearbeitet werden sollen.

Auch der Humangenetiker Markus Nöthen von der Universität Bonn hält die Ergebnisse für solide. Allerdings seien sie bei der Suche nach den genetischen Ursachen des Alterns nur ein erster Schritt. Womöglich seien Hunderte Gene am Prozess des Alterns beteiligt. Das könnte man aber nur mit deutlich größeren Stichproben aus verschiedensten Volksgruppen herausfinden. (APA, 1.5.2016)