Viele Besucher erleben die Wachau vom Schiff aus, andere radeln auf dem Weg von Passau nach Wien nur durch. Auch unter Wanderern sind die Tagesrouten durch Weingärten, Marillenhaine und Wälder beliebt.

Aber seit der Fertigstellung des Welterbesteigs vor einigen Jahren bietet die Wachau auch Ausdauersportlern ein besonderes Erlebnis: ein 180 Kilometer langer Fernwanderweg, der sich in 14 Etappen gliedert und die Wachau umkreist. Der Welterbesteig ist länger als die Via Sacra nach Mariazell und bietet Programm für mehr als eine Urlaubswoche.

Wandern auf dem Welterbesteig
Foto: Niederösterreich Werbung/Robert Herbst

Zwischen vier und 18 Kilometer sind die Etappen lang, mit Aufstiegen von bis zu 850 Höhenmetern, die zumeist fünf bis sechs Stunden in Anspruch nehmen. Das lässt noch Zeit für einen angenehmen Ausklang bei einem Glas Wein. Da aber fast jede Etappe wieder zum Donauufer zurückführt, kann man Strecken beliebig überspringen, kombinieren, oder jeden Abend zu einem komfortablen Basislager – sprich Hotel- oder Privatzimmer – in einer der Wachauer Gemeinden zurückkehren.

Fahrräder per App

Dies geht entweder mit den beiden Buslinien, die auf beiden Donauufern im Stunden- bzw. Zweistundentakt die Ortschaften verbinden, oder noch besser mit dem hervorragend ausgebauten Leihradsystem von Nextbike. Per App oder mit Anruf kann man sich an knapp 30 Standorten Räder für einen Euro die Stunde ausleihen und anderswo zurückgeben. Zumindest am Anfang der Saison sind die Dreigang-Räder in einem wirklich gutem Zustand und zumindest für den flachen Radweg entlang der Donau gut geeignet.

Ein blühender Baum vor der Ruine Dürnstein
Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Wer etwa die sanfteren Wanderungen durch die Weingärten oberhalb des Donauufers bevorzugt, der kann in Krems starten und vier Stunden nach Dürnstein marschieren (Etappe 01), nach Weissenkirchen mit Bus oder Rad wechseln und dann drei Stunden weiter nach Spitz flanieren (Etappe 03). Auch der Weg zwischen Emmersdorf und Melk sowie am anderen Ende zwischen Rossatz, Obernbergern und Mautern bietet sanfte Routen mit viel Aussicht auf den Fluss.

Madonna mit sechs Fingern

Die sportlicheren Etappen auf dem touristischen linken Donauufer liegen zwischen Dürnstein und Weissenkirchen (Etappe 02: 17km, 878 Hm), sowie von Spitz über Mühldorf und Maria Laach nach Aggsbach (Etappen 04–06). Das geht bei etwas Zähigkeit in zwei Tagen, führt hinauf auf den Jauerling, mit knapp 1.000 Metern der höchste Berg der Wachau, und zwingt das einzige Mal zu einer Übernachtung fernab des Flusses. Dafür kann man in der Wallfahrtskirche von Maria Laach die Madonna mit den sechs Fingern suchen, bevor man den Weg zurück zur Donau einschlägt. Da sind steile Passagen und steinige Wege dabei, die schon Trittfestigkeit und Kondition abverlangen.

Die stillere Donauseite

Auf das stillere, rechte Donauufer kann man in Melk und Krems über die Brücke oder in Spitz, Weissenkirchen und Dürnstein per Fähre wechseln. Dort bietet sich für die Fortsetzung der sportlichen Variante der Weg von Aggsbach Dorf (Achtung: Keine Fährverbindung nach Aggsbach Markt) über die Burgruine Aggstein nach Arnsdorf an (Etappe 10: 15,4 km, 766 Hm) sowie die anspruchsvolle Route nach Rossatz (Etappe 11: 16,8 km, 879 Hm).

Die Burgruine Aggstein bietet herrliche Aussicht auf die Donau.
Foto: wikicommons/Uoaei1

Das Klima ist im Dunkelsteinerwald herber als auf der sonnigen Nordseite, manche Pfade ziemlich steinig. Hier gibt es zwei kurze Klettersteige, die keine Ausrüstung erfordern und auch für Kinder geeignet sind – der Hohe Stein und die Hirschwand. Beide Felsen bieten die vielleicht schönsten Blicke auf die Wachau.

Zimmer gibt es überall, und zumindest wochentags muss man nur selten reservieren. Und an guter Küche und noch besserem Wein mangelt es in der Wachau bekanntlich nie. (Eric Frey, 29.4.2016)