Wien – Das deutlich spürbare Erdbeben am Montag in Niederösterreich hat gezeigt, dass die Gefahr in Österreich zwar nicht übermäßig groß ist, es aber auch hier sehr wohl immer wieder seismische Aktivitäten gibt. Von 2. bis 3. Mai findet in der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) eine internationale Tagung statt, bei der unter anderem der Aufbau der neuen europäischen Erdbebendatenbank, die über 1.000 Jahre zurückreicht, diskutiert wird.

Erdbeben werden erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts mit Instrumenten gemessen. Um einzuschätzen, wie gefährdet eine Region ist, reichen diese Daten nicht, sagte Christa Hammerl von der ZAMG: "Stärkere Erdbeben sind in Österreich und anderen europäischen Ländern, die seismisch weniger aktiv sind, relativ seltene Ereignisse. Daher brauchen wir Daten aus sehr großen Zeiträumen, um statistisch sinnvoll die Erdbebengefährdung analysieren zu können. Die Aufgabe der historischen Erdbebenforschung ist, aus Archiven Beschreibungen und Hinweise zu Beben der letzten Jahrhunderte auszuwerten und ihre Stärke nach modernen Richtlinien zu bestimmen. So haben wir Datenreihen ermittelt, die bis ins Jahr 1.000 zurückreichen."

Datensammlung

Die in detektivischer Kleinarbeit ausgewerteten Informationen werden auf die aktuell verwendete zwölfteilige Europäische Makroseismische Skala EMS-98 umgelegt. So werden unter anderem Gebiete identifiziert, in denen es über die Jahrhunderte immer wieder zu stärkeren Erdbeben gekommen ist. Die Daten gehen dann beispielsweise in Baunormen und in die Planungen des Katastrophenschutzes ein.

Die Tagung "Historische Erdbeben und Makroseismik" dient neben dem Austausch zu aktuellen Forschungsthemen auch der Koordination und einer Zwischenbilanz des neuen Europäischen Erdbebenkatalogs. "Hier handelt es sich um eine online frei verfügbare Datenbank der historischen Erdbeben Europas seit dem Jahr 1000, die nach höchsten Qualitätskriterien recherchiert und analysiert wurden," sagte Hammerl. (APA, red, 29. 4. 2016)