Wien – Die ÖBB nimmt einen neuen Anlauf, um ihr Sorgenkind Kontraktlogistik aus der Verlustzone zu befördern. Das in EC Logistics umbenannte und von der ÖBB-Gütersparte RCA in die ÖBB-Holding transferierte Stückgutgeschäft soll mit der gleichartigen Geschäftseinheit des Salzburger Logistikkonzerns Quehenberger zusammengespannt werden, erfuhr der STANDARD in ÖBB-Kreisen. Ziel sei eine Zusammenlegung der Stückgutnetzwerke zu einem Unternehmen, an dem Quehenberger 25 Prozent hält. Entsprechende Pläne hat der ÖBB-Holding-Aufsichtsrat vorige Woche abgesegnet.

Quehenberger-Sprecher Hermann Költringer bestätigt, dass "seit längerem" Gespräche über eine Zusammenarbeit mit der ÖBB geführt werden. "Ob man sich einig wird, ist nicht abzusehen."

Kooperationen an ÖBB-Standorten

ÖBB-Sprecherin Sonja Horner verweist auf bestehende Kooperationen mit Quehenberger an den ÖBB-Standorten St. Michael, Herzogenburg und Wolfurt. Man führe derzeit intensive Gespräche zur Vertiefung dieser Kooperation: "Konkret prüfen wir, beide Stückgutgeschäfte zu fusionieren." Aufgrund des schwierigen konjunkturellen Umfelds wolle man Markt- und Kostensynergien heben.

Beobachter schätzen die Chancen für ein gemeinsames Vehikel als deutlich höher ein als vor drei Jahren, als die Staatsbahn ihr defizitäres Stückgutgeschäft in ein Joint Venture mit einem Grazer Logistikunternehmen einbringen wollte. Damals scheiterten die Pläne an der Finanzkraft des Partners. Nächster Schritt sei laut Insidern die Einbringung einzelner Standorte des Quehenberger-Stückgutnetzwerks wie etwa Eberstalzell in die Kooperation.

Wirtschaftlich steht ECL laut ÖBB-Angaben aktuell deutlich besser da: Die Verluste seien deutlich reduziert – von 34 Millionen Euro im Jahr 2010 auf vier Millionen Euro im Jahr 2015. Um ein nachhaltig erfolgreiches Stückgutgeschäft zu etablieren, wolle man Synergiepotenziale beider Unternehmen heben. (Luise Ungerboeck, 2.5.2016)