Bawag-Chef Byron Haynes kündigte schon bei der Bilanz-Pressekonferenz die Fortsetzung der "Neuausrichtung der Bank" an. Nun ist das Filialnetz dran, Jobs gehen verloren.

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Wien – Die Bawag setzt ihre Umbauarbeiten fort, "optimiert ihr Filialgeschäft" (eine Sprecherin) und trennt sich erneut von Mitarbeitern. Diesmal geht es dem Vernehmen nach um 180 bis 200 Personen, die die im Eigentum von US-Fonds Cerberus und Golden Tree stehende Bank verlassen sollen. Sie alle kommen aus dem Filialbetrieb, 70 bis 80 von ihnen sollen zu ihrem eigentlichen Arbeitgeber, der Österreichischen Post AG, zurückgeschickt werden.

Ihr Arbeitgeber ist die teilstaatliche Post, bezahlt werden sie von der Bawag. Gemäß dem 2010 abgeschlossenen und bis 2020 geltenden Personalleasingvertrag darf die Bawag pro Jahr fünf Prozent der Postler zurückschicken.

Dicke Luft mit Postlern

In der Bawag geht man auf Details nicht ein, eine Sprecherin erklärt, dass von der Filialoptimierung "betroffenen Mitarbeitern ein alternativer Arbeitsplatz angeboten" werde. "Allfällige Mitarbeiterabgänge" seien durch den bestehenden Sozialplan abgedeckt.

Zwischen Postgewerkschaft und Bawag-Vorstand herrscht ob der Pläne jedenfalls ziemlich dicke Luft. Der Vorsitzende des Zentralausschusses der Post AG, Helmut Köstinger, hat einen Brief an die Post-Mitarbeiter geschrieben, in dem er die Postler auf ihre Rechte aufmerksam macht.

Sollten die rechtlichen Voraussetzungen für neue "Dienstzuteilungen und Versetzungen" nicht erfüllt werden, "werden wir, wenn erforderlich, die Rechte für jeden Einzelnen auch gerichtlich einfordern", heißt es in dem Schreiben, das dem STANDARD vorliegt. Hintergrund der Reaktion: Auch die Post sperrt ja Postämter zu und "bekommt schön langsam Personalprobleme", wie es im Unternehmen heißt. Man sei nicht in der Lage, die Probleme der Bawag zu lösen. Insgesamt arbeiten von ursprünglich 600 Postlern noch rund 400 im Geldinstitut.

Bawag auf Dauerdiät

In der von Byron Haynes geführten Bawag stehen Umbau und Mitarbeiterabbau seit Längerem auf der Tagesordnung. Das Institut hat Beteiligungen verkauft und sich aus Osteuropa zurückgezogen. Parallel dazu lief ab 2010 das Programm Bolero, in dessen Rahmen man sich von mehr als 700 Mitarbeitern getrennt hat. Ende 2015 hatte die Bawag noch rund 3600 Beschäftigte.

Der Sozialplan sollte eigentlich Ende 2015 auslaufen – angesichts weiterer Sparmaßnahmen hat die Belegschaftsvertretung allerdings vor Gericht seine Weitergeltung erkämpft. Der Sozialplan gilt nun bis Ende 2017. Zudem hat die Bank eine Arbeitsstiftung eingerichtet, rund 300 Leute sind darin untergebracht.

Branche unter Druck

Dass – wie in der gesamten Branche vor dem Hintergrund tiefer Zinsen und Digitalisierung – weiter umstrukturiert wird, daraus wurde in der Bank kein Hehl gemacht. Bei der Präsentation der Ergebnisse 2015 (der Gewinn stieg um ein Viertel auf 418 Mio. Euro), erinnerte Haynes daran, dass "die Neuausrichtung noch nicht abgeschlossen" sei.

Nun kommt also die "Optimierung des Filialnetzes" – wie die genau aussehen wird, verrät die Bawag aber nicht. Man werde dem geänderten Kundenverhalten Rechnung tragen, erklärt die Banksprecherin nur unter Hinweis auf die rapide sinkende Zahl der Schaltertransaktionen und die steigende Bedeutung von Online-Banking und Finanz-Apps. In diesen Bereich werde man investieren, ebenso wie "in den Ausbau unseres telefonisch zu erreichenden Kundenberatungscenters".

Aus anderen Kreisen der Bawag ist zu hören, dass sich die Filialen spezialisieren werden, auf Service und Post bzw. Beratung.

Vertriebschef wird Metro-Chef

Bawag-Vertriebschef Arno Wohlfahrter wird die von ihm miterfundene Restrukturierung nicht miterleben. Er geht Ende April. Angeblich ist das seine Reaktion darauf, dass er nicht in den Vorstand aufgestiegen ist. Nun landet der Ex-Radrennfahrer in einem solchen: Wohlfahrter wird Chef von Metro Österreich. (Renate Graber, 30.4.2016)