Mit seiner Flinte visiert Sebastian Kuntschik im olympischen Skeet-Bewerb einen Top-sechs-Platz an.

Foto: APA/Barbara Gindl

Doppelolympiasieger Vincent Hancock (USA) erklärt das Skeet-Schießen.

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Kuntschik mit Nationaltrainer Josef Hahnenkamp. Der Niederösterreicher war 1992 in Barcelona Österreichs bisher letzter Olympia-Teilnehmer im Skeet.

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Oberndorf/Wien – Tauben aus dem Hochhaus, Tauben aus dem Niederhaus. Sebastian Kuntschik erschießt sie alle. Tiermörder ist er trotzdem keiner. Die Tauben sind von Haus aus leblos, bestehen aus Ton. Bei Olympischen Spielen sind die Tontauben, auch Wurfscheiben genannt, mit Pulver gefüllt. Damit's bei Treffern schön aufstaubt.

Fernsehsport ist Wurfscheibenschießen nur alle vier Jahre. Kuntschik will sich in Rio in Szene setzen. In seiner Disziplin, dem Skeet, ist der 27-jährige Salzburger Österreichs erster Olympia-Teilnehmer seit 1992 (Barcelona), seit Josef Hahnenkamp.

Vor vier Jahren trat Andreas Scherhaufer in der Disziplin Doppeltrap in London an. Hahnenkamp scheiterte damals "um eine Taube" an der Qualifikation, danach beendete der Niederösterreicher seine Karriere. Der 53-Jährige gibt den Nationaltrainer der Wurfscheibenschützen.

Kuntschik ist sein bester Mann. Der Salzburger holte bereits im vergangenen August den Olympia-Quotenplatz für Österreich. Hahnenkamp traut ihm einiges zu. "Wenn alles zusammenpasst, kann er Olympiasieger werden." Nur könne in dem Sport ziemlich viel passieren. Klare Favoriten gibt es nicht. Kuntschiks Ziel: das Halbfinale der besten sechs.

Test-Schießen in Rio

Vergangene Woche machte er sich beim Weltcup in Rio ein Bild von der olympischen Schießanlage. Er belegte Rang 19. Hahnenkamp: "Ich bin froh, dass er nicht so gut war, weil dann die Erwartung um ein x-Faches steigen würde." Kuntschik brauchte ein bisschen, um sich an die Anlage zu gewöhnen. "Es ist mit jeder Runde besser geworden."

In Rio werden andere Wurfmaschinen verwendet als üblicherweise in Europa. Kuntschik: "Die Wurfcharakteristik ist anders." Hahnenkamp hat eine Anlage, wie sie in Rio verwendet wird, für den Schießplatz in Leobersdorf (Niederösterreich) bestellt. Auch die mit Pulver gefüllten Tauben.

Man will die Bedingungen möglichst gut simulieren. Dafür nimmt Kuntschik die Fahrten von seiner Heimatstadt Oberndorf bei Salzburg nach Leobersdorf (südlich von Wien) in Kauf. Ansonsten übt er vor allem auf dem Schießplatz in Nußdorf, quasi vor seiner Haustür.

Ein Bekannter nahm Klein Sebastian einst mit auf die Anlage. Der Bub fand Gefallen an dem ungewöhnlichen Sport, zwölfjährig fing er an, auf Tontauben zu schießen, aktuell belegt er Platz elf in der Weltrangliste. Leben kann er von seinem Sport freilich nicht. Er studiert BWL und arbeitet im Büro des Familienbetriebs, eines Geschäfts für Porzellan-, Glas-, Spiel- und Elektrowaren in Oberndorf.

Kuntschiks eiserner Wille

Im Wurfscheibenschießen komme es vor allem auf mentale Stärke, Reaktionsschnelligkeit und Konzentration an. Hahnenkamp: "Der eiserne Wille ist sein großer Vorteil." Bei Skeet-Wettkämpfen kommen die Scheiben in bestimmter Reihenfolge von einer höher positionierten Anlage ("Hochhaus") und einer niedrigeren ("Niederhaus") geflogen. Manchmal gleich zwei auf einmal ("Dublette").

Ein Störfaktor kann der Hintergrund sein. Manchmal ist es ein Schutthaufen, in Rio ist es der Himmel. Kuntschik: "Das ist der leichtere Hintergrund." Beim Testevent war es wolkenlos. Optimal. Ansonsten ist ihm Rio nicht ans Herz gewachsen. "Man muss schon aufpassen, wenn man aus dem Hotel rausgeht." Er wird die Reise trotzdem gerne noch einmal antreten. (Birgit Riezinger, 30.4.2016)