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Das rumänische Stromnetz ist mittlerweile etwa zu einem Viertel "grün". Da der Umstieg auf Alternativenergien kostspielig ist, tritt die Regierung zum Leidwesen der Investoren auf die Bremse.

Foto: AP / Vadim Ghirda

Wien/Bukarest – Aus Sicht von Investoren in Ökostromanlagen – Wind, Wasserkraft und Biomasse – droht in Rumänien derzeit ein Milliardendesaster. Die Regierung in Bukarest aber dürfte dies anders sehen: Da ihr "Grünzertifikate-Regime" so erfolgreich war, dass die Ziele früher erreicht wurden als geplant, soll nun das Programm auch früher abgedreht werden.

Dagegen laufen die Investoren, sehr viele aus dem EU-Ausland, Sturm. Schätzungen zufolge gab es Investitionen von 6,4 Milliarden Euro im Gefolge des Programms, das ursprünglich eine Laufzeit bis 2020 vorsah. 6000 Arbeitnehmer soll der Sektor mittlerweile beschäftigen.

Österreich-Firmen beunruhigt

Dies hatte auch österreichische Firmen bewogen, in Alternativenergien in Rumänien zu investieren: Verbund, Wien Energie, Kelag oder die Holzindustrie Schweighofer stellen in Rumänien Ökostrom her und speisen diesen ins Netz. Als eines der ersten EU-Länder erreichte Rumänien die EU-2020-Ökoenergieziele. Plan war, bis dahin einen Ökostromanteil von 24 Prozent zu erreichen – dies wurde aber bereits 2013 fast erzielt.

Wer in Rumänien Ökostrom erzeugt, bekommt zusätzlich zum Arbeitspreis pro MWh (Megawattstunde) "Green Certificates" ausgestellt, die einen gesetzlich geregelten Mindest- und Maximalpreis vorgeben. Der damit vorgegebene Mindestpreis darf nicht unterschritten werden. Endabnehmer, auch Privathaushalte, sind verpflichtet, einen gewissen Prozentsatz dieser Zertifikate zu erwerben.

Geändertes Programm

Jetzt aber wurde das Programm so geändert, dass heuer voraussichtlich nur noch die Hälfte der Zertifikate zu dem Preis abgesetzt werden können. Der Rest wird die Bilanzen der Firmen verschandeln: Nicht veräußerbare Zertifikate verfallen nach zwölf Monaten, müssen aber bereits bei Zuteilung mit dem Mindestpreis versteuert werden. Die Zuteilung ist fix vorgegeben; die Zertifikate-Abnahme durch die Stromkunden aber mittlerweile herabgesetzt. Die Zertifikate sind zwar handelbar, aber diese Möglichkeit kam nicht recht in Schwung. Und außerhalb des Landes verkauft werden dürfen sie nicht.

Abgesehen von der mangelnden Rechtssicherheit drohe da ein ziemliches finanzielles Desaster, sagte ein Investor, der nicht genannt werden will. Vom Verbund, der etwa einen großen Windpark an der rumänischen Schwarzmeerküste betreibt und der im Vorjahr einen Windpark bilanziell abgewertet hat, heißt es, dass die betroffenen Unternehmen wegen des nachträglichen Abänderns des Förderregimes mit der Regierung in Bukarest in Verhandlung stehe. Wenn dies nichts fruchte, werde man sich an Brüssel wenden.

Entlastung des Stromkunden

Vonseiten Rumäniens dürfte der Hintergrund für die Änderungen gewesen sein, dass man die Stromkonsumenten ab Zielerreichung nicht weiter so hoch belasten wollte.

Bei der Wien Energie betont man, dass man von der Entwicklung mit den "Grünen Zertifikaten" in Rumänien nur in geringem Maße betroffen sei, da das Portfolio dort nur Kleinwasserkraftwerke mit einer Gesamtleistung von lediglich 15 Megawatt umfasse. Außerdem: "Wasserkraft ist im Vergleich zu Wind- und Solarkraft regelbar. Wir können also auf die Volatilitäten im Strommarkt flexibel reagieren."

Die Wien Energie betreibt 28 Kleinwasserkraftwerke in Rumänien. Der Holzerzeuger Schweighofer betreibt ein Biomassekraftwerk für Waldhackgut und Rinde. Bei der Kelag, die in Rumänien über Windparks verfügt, verweist man auch auf ein überschaubares Engagement. Schwierig werde es für Großinvestoren wie den spanischen Stromerzeuger Ibertrola. (Johanna Ruzicka, 2.5.2016)