Wien – "Und wenn ich nicht mehr weiterweiß, dann gründ' ich einen Arbeitskreis." – So ging der von Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) am Montag einberufene Gipfel mit Bankenvertretern aus. Die dort ebenfalls vertretene Bundeswettbewerbsbehörde wird sich den österreichischen Bankomatenmarkt ansehen, verkündete Schelling. Bis ein Ergebnis vorliegt – wann dies sein wird, ließ der Minister offen – sollte an der Gebührenstruktur nichts geändert werden – "auch wenn ich den Banken nichts vorschreiben kann".

Vor allem die Kosten, die durch sogenannte Drittanbieter entstehen, stören die Banken, erläuterte Schelling. Gemeint sind die bankunabhängigen Betreiber von Geldautomaten wie die US-Firmen Euronet und First Data. Diese stellen an vielfrequentierten Plätzen wie Flughäfen oder Einkaufszentren Geldautomaten auf. Holt sich ein Kartenbesitzer von solch einem Automaten Geld, müssen die aus der Abwicklung entstehenden Kosten derzeit von den Banken getragen werden, bei denen der Kunde sein Girokonto hat.

Rund 1300 Stück solcher Bankomaten gibt es derzeit in Österreich, Tendenz steigend. Auch Gemeinden ohne Bankfilialen gehen dazu über, den Service solcher Finanzdienstleister zu nutzen. Da wird dann beispielsweise im Gemeindeamt ein Bankomat aufgestellt. Zum Vergleich: Die Banken selbst betreiben 7600 Bankomaten. Einige Banken haben bereits begonnen, vor den Zusatzgebühren zu warnen. Die Bawag PSK beispielsweise weist darauf hin, dass bei Drittanbietern Spesen anfallen können. Schelling erklärte, dass künftig solche Warnhinweise direkt bei den Bankomaten angebracht werden könnten, die von solchen Drittanbietern betrieben werden.

Gebühren fürs Fremdgehen

Darüber hinaus könnten künftig auch für das Abheben bei einem Geldautomaten einer anderen Bank Spesen verrechnet werden. Angedacht sind dabei zumeist Gebühren von einem Euro pro Behebung. Dass auch die Behebung von der eigenen Bank mit einer Gebühr versehen wird, will Schelling zwar nicht ganz ausschließen, doch bezeichnet er es als eher unwahrscheinlich. "Das wäre, wie wenn ich zum Kassaschalter meiner Bank gehe und für das Geldabheben bezahlen muss."

Es sei jedenfalls so, dass die österreichische Kreditwirtschaft am unteren Ende agiere, was solche Gebühren betrifft. In Österreich werden in den allermeisten Fällen gar keine Spesen verrechnet, anderswo ist das durchaus üblich. So verrechnet etwa die Raiffeisenlandesbank Tirol schon des längeren bei Fremdabhebungen, also bei einer anderen Bank als bei ihr selbst, 68 Eurocent pro Behebung.

Schelling geht davon aus, dass es einen neuen Vertrag braucht, um neue Gebühren beim Kunden durchzusetzen. Er sprach sich gegen ein gesetzliches Verbot von Bankomatgebühren aus, wie es Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) angedacht hatte. (Johanna Ruzicka, 2.5.2016)