Die "Wothora"-Figur aus Styropor setzt sich der Paracelsus-Statue von Nazibildhauer Thorak entgegen. Künstler Bernhard Gwiggner will gleichzeitig Passanten aufklären.

Foto: Stefanie Ruep

Salzburg – In Denkerpose hockt er auf seinem Sockel im Salzburger Kurgarten: Paracelsus, aus Stein gemeißelt. Ganz unscheinbar am Sockel zu lesen: Thorak. Josef Thorak, seines Zeichens Hitlers Lieblingsbildhauer und einer der populärsten in der NS-Ära.

Der Künstler Bernhard Gwiggner stellt mit der temporären "Wothora"-Figur der Thorak-Figur etwas entgegen. Diese "Gegensetzung" begleitet der Künstler mit seiner Anwesenheit, um interessierte Passanten über Thorak und seine Bedeutung im Nationalsozialismus aufzuklären. Gwiggner wird am 19. Mai zudem ein neues Buch zu Thorak vorstellen. Der Kunstbeirat der Stadt Salzburg hat die Aktion befürwortet. Auch die Landesaustellung 2016 thematisiert den Nazibildhauer und seinen Bezug zu Salzburg.

Auch heute noch ist Thorak in rechtsextremen Web-Foren präsent. Die Paracelsus-Statue im Kurpark und die Kopernikus-Statue neben dem Zauberflöten-Spielplatz im Mirabellgarten stehen unkommentiert seit den 50er-Jahren an prominenter Stelle. Im Salzburger Stadtteil Aigen ist seit 1963 eine Straße nach Thorak benannt.

KZ-Verband will neue Straßennamen

Der Salzburger KZ-Verband fordert im Zuge der Kunstaktion erneut, Straßen mit NS-belasteten Personen als Namensgebern umzubenennen. Erläuterungstafeln seien zu wenig, einen Nazibildhauer zu würdigen bleibe auch mit Erläuterungstafeln mehr als fraglich, heißt es vom KZ-Verband. Als neue Namen würden sich Widerstandskämpfer anbieten.

Auch der deutsche Künstler Wolfram Kastner fordert Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) in einem Brief auf, dieses Kapitel aufzuarbeiten: Die Umbenennung der Straße sei längst überfällig, und auch die Großplastiken im Kurpark müssten entfernt oder zumindest mit Zusatztafeln versehen werden. (Stefanie Ruep, 5.5.2016)