Neben Warnhinweisen werden auf Zigarettenpackungen in Zukunft auch Schockbilder zu sehen sein. Die gewählten Sujets werden von Behindertenvertreter Joseph Huainigg stark kritisiert.

Foto: APA

Eine Frau im Rollstuhl und ein Mann mit Beatmungsgerät: "Rauchen verursacht Schlaganfälle und Behinderungen" wird – so der Vorschlag – ab 2017 ein Warnhinweis auf Zigarettenpackungen lauten. Daneben das Foto einer Frau, die blass und apathisch in einem Rollstuhl hängt, oder das Bild eines Mannes, der in einem Krankenbett künstlich beatmet wird.

"Diese Sujets vermitteln ein klischeehaftes und negatives Bild von Behinderung, die ich als diskriminierend empfinde", erklärt der Nationalratsabgeordnete Franz-Joseph Huainigg, ÖVP-Sprecher für Menschen mit Behinderung. Auch er verwendet ein Beatmungsgerät und sitzt im Rollstuhl, allerdings seit einer Impfung im Babyalter, durch die er an beiden Beinen gelähmt ist. "Ich erachte die Antiraucherkampagne durch Abschreckungsbilder als sinnvoll, verwehre mich aber dagegen, Rauchen in direkten Zusammenhang zu Behinderung als Folge des Rauchens zu stellen", sagte Huainigg im Parlament.

Im Sinne der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen sollten einschlägige Darstellungen die Fähigkeiten und nicht die Defizite der Menschen hervorstreichen, so Huainigg. "Nur so können wir uns einem normalisierten Umgang mit Behinderung annähern."

Fragwürdige Kampagne in den 1980ern

Die Werbung erinnert an ein Sujet der Österreichischen Ärztekammer aus dem Jahr 1981. "Lieber zeckengeimpft als gehirngeschädigt", lautete damals der Slogan. Zu sehen: ans Bett gefesselte Menschen, die an den Folgen einer FSME-Infektion durch einen Zeckenstich litten. Unterstützt wurde die Kampagne vom Gesundheitsministerium, auch einen Werbepreis gab es dafür. Tausende Österreicher wurden damit dazu bewegt, sich impfen zu lassen.

Heute, 35 Jahre später, werden behinderte Menschen erneut diskriminiert, sagt Huainigg. Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) hat versprochen, bei der EU-Kommission darauf zu drängen, dass behinderte Menschen nicht auf den Schockbildern für Zigarettenpackungen dargestellt werden. Bei der künftigen Überarbeitungen der Bilder und der textlichen Warnhinweise solle darauf geachtet werden, dass keine Texte oder Darstellungen gewählt werden, die von behinderten Menschen als Diskriminierung empfunden werden.

Auf Intervention von Huainigg wird sich auch das European Disability Forum, das bei der Erstellung der EU-Richtlinie bisher nicht eingebunden war, mit der Kampagne auseinandersetzen und sie bei der EU-Kommission hinterfragen. Huainigg plädiert dafür, die Bilder zu Behinderung aus der aktuellen Kampagnenserie zu entfernen. (bere, 9.5.2016)