Werner Faymann klammert sich an sein Amt und nimmt eine tiefe Spaltung seiner Partei in Kauf, um seinen Job zu retten. Aber er nimmt sie nicht nur passiv in Kauf, er vertieft sie täglich aktiv, da er mit allen Mitteln versucht, sich Loyalitäten zu sichern und tatsächliche oder auch nur mögliche innerparteiliche Rivalen zu bekämpfen. Zugleich prolongiert er damit die Führungskrise seiner Partei, die nur mehr chaotisch und ohne Linie durch die Krise schlittert.

So beschädigt er nicht nur seine Partei, sondern mit ihr auch das Land, und das mitten in einer der gefährlichsten Phasen der Republik. Er zeigt damit einen Mangel an staatspolitischem Verantwortungsbewußtsein, den man in diesem Maß kaum für möglich gehalten hätte. Am Montag wird sich zeigen, ob es der SPÖ gelingt, einen neuen Kanzler zu designieren, oder ob sie in einer Art Todestrieb Selbstmord begeht. (Robert Misik, 8.5.2016)