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Kritiker sehen in Rodrigo Duterte einen kommenden Diktator.

Foto: Reuters/Erik de Castro

Der mit Provokationen und derben Witzen aus dem Nichts bekannt gewordene Bürgermeister der Stadt Davao, Rodrigo Duterte, hat die Präsidentenwahl auf den Philippinen gewonnen. Der 71-Jährige lag nach Auszählung von mehr als 90 Prozent der Stimmen mit gut 38 Prozent weit vor Ex-Innenminister Mar Roxas mit rund 23 Prozent. Die Zahlen beruhen auf einer inoffiziellen Auszählung einer von der Regierung beauftragten Kommission der katholischen Kirche. Das offizielle Ergebnis verkündete das Parlament erst in einigen Tagen.

Duterte betrachtete sich bereits als gewählt, die auf dem dritten Platz liegende Senatorin Grace Poe räumte ihre Niederlage ein. "Ich nehme das Mandat der Wähler mit extremer Demut an", sagte Duterte in der Nacht auf Dienstag. "Ich werde nicht nur in jeder Stunde meines Tages, sondern auch im Schlaf mein Bestes geben."

Knappes Rennen und Vizepräsidentenamt

"Bongbong" Marcos, der Sohn des 1986 aus Manila verjagten Diktators Ferdinand Marcos, lag in einem engen Rennen um das Amt des Vizepräsidenten zuletzt Kopf an Kopf mit der Kongressabgeordneten Leni Robredo. Sie hatte einen hauchdünnen Vorsprung.

Duterte hat den mehr als 100 Millionen Philippinern versprochen, innerhalb von sechs Monaten mit Korruption und Kriminalität "aufzuräumen". Kriminellen drohte er mit kurzem Prozess, wie er es in seiner Heimatstadt Davao seit vielen Jahren handhabt: Dort sind in den vergangenen 18 Jahren mehr als 1.400 Menschen umgebracht worden, ohne dass jemand dafür zur Rechenschaft gezogen wurde. Menschenrechtler machen Killerbanden dafür verantwortlich, die nach ihrer Überzeugung mit Einverständnis des Bürgermeisters agieren.

Einige Analysten haben gewarnt, dass die Philippinen unter Duterte wieder in die Diktatur abrutschen könnten. Andere sehen einen Lichtblick: Als erster Präsident aus Mindanao im Süden des Landes ist er vertraut mit den muslimischen Extremisten, die dort mit Terrorkampagnen und Gewalt gegen Einheimische und Ausländer um mehr Autonomie kämpfen. Er habe womöglich bessere Chancen, die Region zu befrieden, als Politiker aus der fernen Hauptstadt Manila. (APA 10.5.2016)