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Wien – Rund 1.300 Carsharing-Autos von drei verschiedenen Anbietern gibt es in Wien. Etwa 100.000 Wienerinnen und Wiener (um Mehrfachregistrierungen bereits bereinigt) verwenden sie laut Verkehrsstadträtin und Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) mehr oder weniger regelmäßig. Vor fünf Jahren habe man 50.000 Nutzer und 1.000 Autos als Ziel definiert, dieses wurde also erreicht.

Keine Höchstparkdauer mehr

Vassilakou will das Angebot weiter ausbauen, das eine oder andere Zuckerl für die Anbieter soll dabei helfen. Für die sogenannten "Freefloater" – Autos, die innerhalb eines vordefinierten Geschäftsgebiets überall zurückgestellt werden können – soll es nun etwa keine Höchstparkdauer mehr geben. Bisher musste die maximale Parkdauer von zwei oder drei Stunden dort auch von den Carsharing-Autos eingehalten werden, bei sonstiger Strafe. Nun wird diese Höchstparkdauer für sie abgeschafft. "Die Parkgebühr muss weiter entrichtet werden, aber das Auto muss nicht wegbewegt werden", erklärte Vassilakou.

"Das wird uns organisatorisch sehr vieles erleichtern", zeigte sich Car2Go-Geschäftsführer Alexander Hovorka erfreut. Sein Unternehmen, eine Daimler-Tochter, war maßgeblich am großen Sprung vorwärts bei den Wiener Carsharing-Nutzern beteiligt. Car2Go startete 2011 mit 400 Fahrzeugen, mittlerweile sind es mehr als 600, die Zahl der Nutzer liegt laut Studie bei 85.000 und ist damit das mit Abstand meistgenutzte Modell. Zweiter "Freefloater" ist DriveNow (BMW) mit 450 Autos in Wien und rund 50.000 Nutzern. Der mittlerweile einzige verbliebene stationäre Anbieter Zipcar (die Deutsche-Bahn-Tochter Flinkster zog sich Ende des Vorjahrs wieder zurück) hat 180 Autos im Angebot und hatte im Herbst 2015 rund 8.200 Nutzer.

Nutzer sind mehrheitlich männlich

Wer die Nutzer von Carsharing in Wien sind, hat sich das Mobilitätsforschungsunternehmen Herry Consult im Auftrag der MA 18 angesehen. Demnach sind die Nutzer zu zwei Dritteln männlich, und zwar sowohl bei den stationären als auch bei den Freefloating-Anbietern. Allerdings gaben die Nutzer des stationsgebundenen Carsharings nur zu 20 Prozent an, einen eigenen Pkw zu besitzen. Bei den Freefloating-Kunden waren es interessanterweise 64 Prozent. Knapp zwei Drittel der Carsharing-Nutzer haben übrigens auch eine Wiener-Linien-Jahreskarte, von den Zipcar-Nutzern sogar 81 Prozent.

Dass sich Car2Go im Vorjahr aus Gebieten jenseits der Donau wieder zurückzog, war mit Kritik verbunden. Vassilakou drängt auf einen Ausbau des Angebots auch in Transdanubien. In der Seestadt Aspern gibt es seit kurzem einen Standort von Zipcar, zwei Autos stehen dort für Kurzzeitmieter bereit. Für Car2Go und Drive Now ist die Seestadt aber vorerst kein Thema. "Wir sind logistisch noch nicht so weit", sagt Drive-Now-Geschäftsführer Robert Kahr. Dem Ausbau des Geschäftsgebiets entlang der U4 nach Westen hat man – auch wegen der dort derzeit sanierungsbedingt stillgelegten U-Bahn – Vorrang eingeräumt. (Martin Putschögl, 10.5.2016)