Jerusalem – Die israelische Staatsanwaltschaft hat den früheren Informanten über das israelische Atomprogramm Mordechai Vanunu erneut angeklagt. Wie aus der Klagsschrift hervorgeht, die der Nachrichtenagentur AFP vorlag, werden dem 61-Jährigen insbesondere Pressekontakte zur Last gelegt.
Diese verstießen gegen Bewährungsauflagen, die bei seiner Freilassung 2004 nach Verbüßung einer 18-jährigen Haftstrafe gegen Vanunu verhängt worden waren.
Der Nukleartechniker hatte 1986 in der englischen "Sunday Times" Details über ein mutmaßliches israelisches Atomwaffenprogramm veröffentlicht und mit Fotos aus dem Forschungszentrum Dimona belegt. Vanunu wurde daraufhin vom israelischen Geheimdienst aus Rom entführt und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, die er voll verbüßen musste. Bei seiner Haftentlassung wurden ihm ein Verlassen des Landes sowie Kontakte zu Ausländern und Journalisten untersagt.
"Vertrauliche Informationen"
Laut der am Sonntag vor dem Jerusalemer Bezirksgericht verlesenen Anklage soll Vanunu 2013 zwei US-Bürger in Jerusalem getroffen und 2014 seine Wohnung gewechselt haben, ohne die Polizei zu informieren. Zudem habe er 2015 in einem Interview mit dem israelischen Privatsender Kanal Zwei "vertrauliche Informationen" preisgegeben, ohne zuvor die vorgeschriebene Freigabe der Militärzensur einzuholen.
In dem TV-Interview hatte der einstige Atom-Informant beteuert, er verfüge über kein Geheimwissen mehr und wolle lediglich die Ausreise zu seiner mittlerweile in Norwegen lebenden Ehefrau gestattet bekommen. Israel gilt als das einzige Land im Nahen Osten, das über Atomwaffen verfügt, hat dies aber nie offiziell bestätigt. (APA, 10.5.2016)