Ri Yong-gil mit Kim Jong-un im Oktober 2015.

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Pjöngjang – In der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang ist am Dienstag eine Massenparade zu Ehren der herrschenden Partei der Arbeit abgehalten worden. Zehntausende Menschen schwenkten Sträuße aus künstlichen Blumen über ihren Köpfen, während Machthaber Kim Jong-un die Parade von einem Balkon oberhalb des Platzes abnahm, der nach seinem Großvater, dem früheren Diktator Nordkoreas, Kim Il-sung, benannt ist.

Die Menschen trugen Banner und Plakate mit Aufschriften wie "Eine starke Nation braucht Atomwaffen und eine starke Armee", "Lang lebe Genosse Kim Jong-un, oberster Führer unserer Partei und unseres Volkes!" oder "Ruhm unserem geliebten Führer!" In das Meer von rosa Papierblumen mischten sich Luftballons verschiedener Farben und rote Parteifahnen. Hunderte Ballons stiegen später zum Himmel auf.

Parteitag beendet

Vor dem Beginn der Parade sprach das protokollarische Staatsoberhaupt, Kim Yong-nam, zur Menge. Kim Jong-un winkte kurz, ergriff aber nicht das Wort. Am Montag war in Pjöngjang der erste Kongress der Regierungspartei seit 36 Jahren zu Ende gegangen. Kim wurde zum Parteivorsitzenden gewählt. Zudem segneten die Delegierten seine "Byungjin"-Doktrin ab: Diese Politik verbindet das Streben nach weiteren Atomwaffen "zur Selbstverteidigung" mit wirtschaftlichen Maßnahmen.

Auf einer Liste der neu gewählten Führungsmitglieder der Partei der Arbeit tauchte am Dienstag auch der Name des angeblich zu Jahresbeginn hingerichteten Generalstabschefs Nordkoreas auf. General Ri Yong-gil wurden demnach zum Mitglied des Zentralkomitees, zum Kandidaten des Politbüros und zum Mitglied der Zentralen Militärkommission der Partei gewählt.

Südkoreanische Medien hatten seinerzeit berichtet, Kim habe Ri Anfang Februar hinrichten lassen. Demnach waren ihm Korruption und politische Abtrünnigkeit vorgeworfen worden. Tatsächlich bezeichnete Nordkoreas amtliche Nachrichtenagentur KCNA den ehemaligen Sicherheitsminister Ri Myong-su im Februar als neuen Chef des Generalstabs.

Kim soll bereits mehrfach politische Weggefährten gewaltsam aus dem Weg geräumt haben. Offiziell bestätigte Pjöngjang die Berichte nie. Nordkorea gehört zu den am stärksten abgeschotteten Ländern der Welt. (APA, 10.5.2016)