Der Segelfalter (Iphiclides podalirius) ist nur einer von Dutzenden heimischen Arten, die stark gefährdet sind.

Foto: Blühendes Österreich

Wien/Wiener Neudorf – Schmetterlinge sind ein Erfolgsmodell der Natur, auch wenn man das den filigranen Insekten zunächst nicht ansieht: Mehr als 180.000 Arten sind der Wissenschaft heute bekannt, jedes Jahr kommen 700 bis 1.000 Neubeschreibungen dazu. Damit machen Schmetterlinge rund 10 Prozent aller derzeit bekannten Organismen aus. Dank des hohen Spezialisierungsgrades reagieren viele Arten empfindlich auf Umweltveränderungen. Viele früher weit verbreiteten Spezies sind deshalb bereits wieder verschwunden: Wie eine nun präsentierte Studie zeigt, sind in Österreich mehr als die Hälfte der Tagfalter erheblich gefährdet, fünf Arten sind bereits ausgestorben.

Wie die bei einer Pressekonferenz in Wien präsentierte Studie des Experten Peter Huemer zeigt, weist Österreich mit mehr als 4.000 registrierten Arten zwar noch immer eine beeindruckende Biodiversität auf. Doch macht vor allem den Tagfaltern der Wandel ihrer Lebensräume zu schaffen.

Landwirtschaft und Lichtverschmutzung machen den Faltern den Garaus

Verantwortlich dafür ist der Flächenverbrauch, pro Tag werden 19 Hektar verbaut, die Intensivierung der Landwirtschaft durch Düngung und Pestizide, die auch weit weg von jenen Stellen auftreten, wo sie ausgebracht wurden. Eine weitere Gefahrenquelle ist die Lichtverschmutzung: Laut einer Untersuchung sterben jedes Jahr an einem beleuchteten Kriegerdenkmal in Süditalien rund fünf Millionen Falter, bedauerte Huemer. Zudem werden im alpinen Bereich Magerwiesen aufgeforstet, die nicht mehr mühsam geschnitten werden müssen – und so wird den Schmetterlingen weiterer Lebensraum genommen.

All diese Umstände sind dafür verantwortlich, dass man heute kaum noch jene blühenden Blumenwiesen zu Gesicht bekommt, die vor Jahrzehnten noch selbstverständlich waren, erklärte Dagmar Schratter, Direktorin des Tiergarten Schönbrunns. In ihrer Funktion als Vorstandsmitglied der Stiftung "Blühendes Österreich" bemüht sie sich um deren Erhaltung. 233 Hektar konnten bereits gesichert werden, 1.000 sind das Ziel. Finanziert wird dies durch Produkte einiger REWE-Eigenmarken: Pro Einheit fließt ein Cent in das Projekt.

Schmetterlings-App sammelt Sichtungen

Als zweite Säule setzen "Blühendes Österreich" und Global 2000 auf eine kostenlose Schmetterlings-App, die ab 24. Mai für Android und Apple verfügbar sein wird. Mithilfe einer Fotofunktion und eines Filters wird die Bestimmung des entdeckten Tagfalters erleichtert. Die Sichtungen werden gesammelt und sollen eine Datenbank speisen. Gleichzeitig erwartet man sich dadurch ein entsprechendes Bewusstsein zu schaffen. Denn im Gegensatz zu Bienen haben Schmetterlinge keine Lobby – obwohl sie nach diesen die wichtigsten Bestäuber sind. (APA, red, 10.5.2016)