Frisch wie am ersten Tag sollen Erdbeeren mit einem hauchdünnen Überzug aus Seidenproteinen bleiben. Ob sich das auch geschmacklich auswirkt, hat man allerdings noch nicht getestet.

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Medford – Eine Tinktur aus Seidenfibroin, entwickelt von US-Biomedizintechnikern, könnte in Zukunft verderbliches Obst länger haltbar machen. Der von Wissenschaftern um Fiorenzo Omenetto von der Tufts-University in Medford bei Boston entwickelte, extrem dünne Überzug aus Seidenproteinen soll Früchte ohne Kühlung länger als eine Woche frisch halten, ergaben Laborexperimente. Ob das auf diese Weise behandelte Obst hinterher auch noch schmeckt, bleibt eine offen Frage.

Für ihre in den "Scientific Reports" publizierte Studie tauchten die US-Wissenschafter frische Erdbeeren in eine einprozentige Seidenfibroinlösung. Das Protein macht Seide zu einem der widerstandsfähigsten Stoffen in der Natur. Zudem besitzt das biologisch abbaubare Seidenfibroin die Eigenschaft, andere Materialien zu stabilisieren und zu schützen. Insgesamt viermal wurden die Erdbeeren mit der Tinktur beschichtet. Der dünne, nur 27 und 35 Mikrometer dicke, Überzug wurde im Anschluss mit Wasserdampf gehärtet.

Eine Woche in der Seidenhülle

Dann wurden die beschichteten Erdbeeren eine Woche lang sich selbst überlassen, zusammen mit unversiegelten Kontrollerdbeeren. Das Ergebnis: Die seidenüberzogenen Früchte waren auch nach einer Woche noch saftig und fest. Ihre unbehandelten Kollegen dagegen zeigten hingegen die üblichen Alterserscheinungen.

"Die Beta-Faltblatt-Strukturen im essbaren Seidenfibroin-Überzug machte die Erdbeeren weniger durchlässig für Kohlendioxid und Sauerstoff," beschreibt Omenetto den Effekt. "Wir sahen eine statistisch signifikante Verzögerung für den Verderb des Obstes." Die Forscher hoffen, dass ihre Erfindung Lebensmittelverschwendung verhindern kann.

Das wird wohl auch davon abhängen, ob der Seidenüberzug den Geschmack der Früchte verändert hat: Dieser nicht unwesentliche Aspekt wurde in der Studie nicht untersucht. (APA, red, 10.5.2016)