Paris – Nach Vorwürfen gegen einen Parlamentarier haben mehr als 500 PolitikerInnen und Aktivisten ein kollektives Schweigen über sexuelle Belästigung in der französischen Politik angeprangert.

"Es ist für Frauen generell schwierig, über diese Art von Gewalt zu sprechen, aber im politischen Mikrokosmos ist dies zweifellos verstärkt", heißt es in einem Aufruf, der am Dienstag in der Zeitung "Liberation" veröffentlicht wurde. Hinter vorgehaltener Hand seien Übergriffe oft bekannt, es werde aber nichts dagegen unternommen.

Sexistisches Verhalten von Politikern

Der Vizepräsident der französischen Nationalversammlung, Denis Baupin, hatte am Montag sein Amt zur Verfügung gestellt, nachdem ihm Medien unter Berufung auf mehrere Frauen sexuelle Belästigung vorgeworfen hatten. Die Pariser Staatsanwaltschaft nahm am Dienstag Vorermittlungen auf. Baupin bestreitet die Vorwürfe und kündigte eine Verleumdungsklage gegen die JournalistInnen an.

Zu den Unterzeichnern des Aufrufs in "Liberation" zählen die frühere konservative Gesundheitsministerin Roselyne Bachelot sowie die Grünen-Politikerin und ehemalige Wohnungsbauministerin Cecile Duflot. Vor einem Jahr hatten bereits 40 Journalistinnen sexistisches Verhalten politischer Verantwortlicher in Frankreich kritisiert. (APA, 10.5.2016)