Feldkirch – Mehr als 50 geflüchtete Menschen leben mittlerweile im Bregenzerwälder Dorf Alberschwende. Der örtliche Kulturverein mit zahlreichen ehrenamtlich Mitarbeitenden und die engagierte Bürgermeisterin Angelika Schwarzmann (VP), kürzlich mit dem Ute-Bock-Preis ausgezeichnet, hatten sich von Anfang an um Integration der neuen Ortsbewohner bemüht. Nicht allen im Dorf passte die Willkommenskultur. Es wurde gemurrt, an Stammtischen fielen böse Worte.

Zu Ostern 2015, als der Kulturverein Transparente und Plakate mit der Aufschrift "Wir sind Asyl" an Hauswände und Balkone hängte, hatten ein paar die Nase voll. Viele österliche Bockbiere intus zogen fünf junge Menschen vom Stammtisch raus ins Dorf, um wieder Ordnung zu schaffen. Zwei der Männer mussten sich am Dienstag vor dem Landesgericht Feldkirch verantworten. Sachbeschädigung, Raufhandel, Körperverletzung, versuchter Hausfriedensbruch, gefährliche Drohung wurde ihnen vorgeworfen.

Kein Problem mit Flüchtlingen

"Ich hab Scheiß gebaut, es tut mir leid", sagt der 21-jährige Maurer. Er habe kein Problem mit Flüchtlingen, rechte Politik interessiere ihn nicht. "Wir waren halt unterwegs, haben was g'soffn gehabt", sagt der zweite Beschuldigte, ein 26-jähriger Zimmermann. Und mit einem der Flüchtlingsbetreuer habe man Wickel gehabt.

Als man sich im Nachbardorf auch noch anhören musste, dass die Alberschwender nun alle Asylanten seien, das stünde ja auf den Transparenten, war quasi die Maß voll. Die Gruppe schritt zur Tat, riss Transparente von den Wänden, randalierte zuerst am Dorfplatz, dann beim nahen Flüchtlingsheim. Der allein anwesende Betreuer holte einen Kollegen, man suchte vergebens das Gespräch mit den Männern.

Aber Wickel mit Betreuer

Die Fäuste flogen, die Scheibe der Eingangstüre zum Flüchtlingsheim wurde eingeschlagen. Nein, sie wollten nicht ins Heim eindringen, sagen die Angeklagten. Nur dem Betreuer noch eins geben, durch das Türfenster.

Richter Richard Gschwenter hält sich nicht zurück. Stellt die rhetorische Frage, wer denn hier wohl die Idioten seien. Nobel die beiden Betreuer im Zeugenstand. Die jungen Männer seien keine schlechten Menschen, sagt der Theaterpädagoge. Sie hätten sich von Peergroup und Gesellschaft als Spielbälle benutzen lassen. Man habe nach der Tat miteinander geredet, sie hätten sich entschuldigt. Der zweite Zeuge, er wurde beim Raufhandel leicht verletzt, relativierte die von einem der Angreifer ausgestoßene Drohung: "Tötungsabsicht war da sicher keine dahinter."

Gewalt gefährdet sozialen Frieden

Auch wenn viel Alkohol im Spiel war und "Sie nicht die großen Nazis sind", Milde könne er nicht walten lassen, begründete Richter Gschwenter die Schuldsprüche – je 5.000 Euro Geldstrafe und vier Monate bedingt für den Maurer. "Derartige Taten lassen die Hemmschwelle anderer sinken." Gewalt sei kein Mittel zur Problemlösung, "sie zerstört unseren sozialen Frieden, an dem wir so lange gearbeitet haben", gab der Richter zu bedenken. Angeklagte und Staatsanwalt erbaten Bedenkzeit. (Jutta Berger, 10.5.2016)