Wien – Die Zahl der Verbrechensopfer, die sich an den Weißen Ring wendet, ist gesunken. Diese "schlechte Nachricht" teilte die Opferschutzorganisation am Dienstag mit – darauf verweisend, dass sich laut jüngst veröffentlichter Trendabschätzung des Bundeskriminalamts zugleich Fälle sogenannter Kleinstkriminalität mehren, worunter etwa auch Körperverletzung fällt.

Dem Weißen Ring zufolge nahmen im Jahr 2013 noch rund 23.900 Menschen mit der Organisation beziehungsweise dem Opfer-Notruf (0800/112 112) Kontakt auf. Im Vorjahr seien es nur noch 22.000 gewesen. Ebenso verhalte es sich mit der Zahl intensiv betreuter Fälle: 2015 waren es 2054 – um gut neun Prozent weniger als 2013. Auch 2016 sei im ersten Jahresdrittel ein solcher Rückgang gegenüber 2013 zu verzeichnen.

Jeder Zehnte

Im Schnitt lande von den mehr als 500.000 in Österreich angezeigten Kriminalitätsfällen nur jedes zehnte der Opfer, die Anspruch auf Hilfe hätten, in Opferhilfeeinrichtungen.

Verbrechensopfer würden von den Behörden ungenau oder zu wenig informiert, meint Udo Jesionek, Präsident des Weißen Ringes. Vor allem ältere Personen oder Menschen mit unzureichenden Deutschkenntnissen bräuchten "mehr Ermutigung als ein Formular mit einer Telefonnummer". Derzeit liefen Gespräche mit der Wiener Polizei. Künftig sollen leichter lesbare Informationen verbreitet werden.

Viele Kinder in Frauenhäusern

Der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser nahm bei der Frauenhelpline (0800/222 555) im Vorjahr hingegen mehr Anrufe entgegen, wie aus Vorjahresbilanz von Dienstag hervorgeht. Insgesamt seien es 8252 Anrufe gewesen – im Schnitt 23 pro Tag. 2014 seien es insgesamt 232 weniger gewesen. Rund die Hälfte der rund 1500 Bewohnerinnen und Bewohner der Frauenhäuser waren im Vorjahr Kinder. (spri, 11.5.2016)