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Auch wenn die Insolvenzen unter Europas Unternehmen weniger wurden – von der wirtschaftlichen Situation wie vor der Finanzkrise 2008 sind sie nach wie vor weit entfernt.

Foto: Reuters/BARRIA

Wien – Das Risiko für Österreichs Exporteure, in Europa Waren und Geld an insolvente Kunden zu verlieren, sinkt. In West- und in Osteuropa ist die Zahl der Unternehmenspleiten im Vorjahr erneut zurückgegangen. Im Westen wurden um 3,9 Prozent weniger Konkurse vermeldet, in Mittel- und Osteuropa lag das Minus bei elf Prozent.

Entsprechende Daten liefert der Kreditschützer Creditreform. Einfach seien die Erhebungen nicht, räumt Rainer Kubicki, Präsident der Creditreform, ein. Das Insolvenzrecht ist je nach Staat unterschiedlich. Mitunter ändert sich die Art der Statistik. Strauchelnde kleinere Betriebe werden vielfach ohne reguläre Verfahren aus den Registern gelöscht. Und gescheiterte Selbstständige fließen teils in Privatinsolvenzen ein, teils fallen sie unter Firmenpleiten.

Problemkind Griechenland

Mit großen Ungenauigkeiten sehen sich Studienautoren vor allem in Griechenland konfrontiert: Das Land weist fürs Vorjahr etwa nur drei Konkurse je 10.000 Unternehmen aus. In Österreich sind es vergleichsweise 93 Pleiten, in der Schweiz 180. Die Zahlen seien daher mitunter eingeschränkt vergleichbar. Was jedoch bei der Einordnung helfe, so Kubicki, sei die jahrzehntelange Erfahrung.

Generell gelte: Auch wenn die Insolvenzen unter Europas Unternehmen weniger wurden – von der wirtschaftlichen Situation von vor der Finanzkrise 2008 sind sie nach wie vor weit entfernt. Rund 155.000 Firmenzusammenbrüche zählte die Creditreform damals in Westeuropa jährlich. Mittlerweile seien es nahezu 175.000.

Im Vorjahr entspannte sich die Lage. Vor allem frühere Krisenländer wie Spanien und Irland gerieten dank teils kräftiger wirtschaftlicher Erholung aus dem Sog der Pleiten. Neben Portugal und der Schweiz sticht jedoch Frankreich mit einem neuen Insolvenzrekord negativ aus der Statistik heraus. Der Aufschwung des Landes laufe weiter auf Sparflamme, Investitionen stagnierten, die Arbeitslosigkeit bleibe hoch, sagt Kubicki.

Händler als Sorgenkind

Frankreich stellt ein Drittel der Pleiten im Westen. Deutschland steuert 13 Prozent bei. Österreich verbuchte im Vorjahr 5.422 Konkurse, ein Minus von 3,2 Prozent.

Quer durch Europa zeigen überwiegend der Handel und das Gastgewerbe Schwäche. Das Risiko, in der Baubranche, im verarbeitenden Gewerbe oder mit Dienstleistungen finanziell baden zu gehen, war den Erhebungen zufolge zuletzt deutlich geringer.

33 Tage warten österreichische Unternehmen im Schnitt, bis offene Forderungen beglichen sind. Schneller geht es in Deutschland mit 27 Tagen. Bis in südeuropäischen Krisenländern Rechnungen bezahlt sind, vergehen 84 Tage.

Ein Blick in Unternehmensbilanzen 2014 offenbart den Gläubigerschützern, dass rund die Hälfte der Betriebe im Westen ihre Gewinnmarge verbesserten. Ein gutes Viertel wies Verluste aus. Jedes zweite Unternehmen baute zugleich Eigenkapital auf. Die Kehrseite der Medaille: Investitionen stocken weiterhin. Trotz niedriger Zinsen sei die Kreditnachfrage in Europa nicht so stark wie erhofft, resümiert Kubicki. (vk, 10.5.2016)