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Auch zahlreiche Österreicher schätzten mehr die Diskretion als die Schönheit von Panama-Stadt. In der Datenbank des Journalistennetzwerks ICIJ lassen sich einige Spuren hierher verfolgen. Die Offshore-Konstruktionen stellen nunmehr alles andere als einen sicheren Hafen dar.

Foto: Reuters / Carlos Jasso

Wien – Die Veröffentlichung der Panama Papers sorgt international für einige Bewegung. In den Niederlanden beispielsweise haben dutzende Finanzbeamte die Jagd auf rund 250 Firmen und Personen eröffnet, die in der nun öffentlichen Datenbank aufscheinen. Es werde Monate dauern, bis alle Unterlagen gesichtet seien, sagte ein Sprecher der Steuerbehörde. In Norwegen hat ein Amt zur Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität eine Hotline eingerichtet, bei der sich reuige Steuervermeider melden und somit ihre Strafe reduzieren können.

Seit Wochen sorgen die Dokumente auch für politische Debatten, beispielsweise in Pakistan: Weil mehrere Kinder von Premier Nawaz Sharif als Begünstigte von Offshore-Firmen aufscheinen, boykottieren Abgeordnete der Opposition seit Montag das Parlament. Am Dienstag hat Sharif eine Erklärung für diesen Freitag angekündigt, mit der er alle Anschuldigungen widerlegen will.

CSI arbeitet Fälle ab

Und in Österreich? Hier wird sich der Arbeitsaufwand für die schon seit 2013 bestehende CSI Offshore Leaks wohl deutlich erhöhen. Die aus rund zehn Personen bestehende Einheit werde die nun zur Verfügung gestellten Daten "abarbeiten", wie ein Sprecher des Finanzministeriums erklärte. Zur CSI zählen Datenforensiker und Betriebsprüfer, die Gruppe sei sehr IT-orientiert aufgestellt, heißt es.

Die seit Montagabend online verfügbare Datenbank könnte die Ermittler auf die eine oder andere Spur bringen. Wenngleich wie immer gilt: Das Aufscheinen in den Dokumenten, die der Panama-Kanzlei Mossack Fonseca entwendet wurden, stellt per se keine Straftat dar. Es kann sich auch um eine legale Variante der Steuervermeidung handeln.

121 Firmen und Personen

Doch zurück zu den Austro-Fällen, von denen ja besonders die Hypo Vorarlberg, die RBI-Geschäftsverbindungen zu Briefkastenfirmen des ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko und die Causa Aliyew mediale Wellen geschlagen haben. Unter dem Suchbegriff "Austria" stößt man auf 121 Firmen und Personen, denen 76 Briefkästen zugeordnet werden – ein Teil davon stammt aus den Offshore-Leaks-Daten.

Die Streuung ist recht groß. Die vom Journalisten-Recherchenetzwerk ICIJ eingerichtete Datenbank spuckt dem Firmenbuch unbekannte Namen ebenso aus wie ein paar illustre Personen. So soll ein prominenter Chirurg einer Wiener Privatklinik über ein Vehikel auf den British Virgin Islands verfügen. Der Arzt bestätigte dies dem STANDARD, beteuerte aber, dass die Konstruktion legal sei.

Auto- und Model-Kenner

Auch der Chef und Miteigentümer einer Salzburger Autohandelsdynastie wollte sich nicht dazu äußern, zu welchem Behufe er an einer Argo Yachting, ebenfalls auf den British Virgin Islands registriert, beteiligt ist. Der bekannte Inhaber einer einst blühenden und dann verwelkten Model-Agentur soll die von Mossack Fonseca zugesicherte Diskretion ebenfalls schätzen. Ihm ordnet die Datenbank eine Look Models International in Zypern und eine Adresse auf der künstlichen Dubai-Insel Jumeirah Islands zu.

Auch heimische Privatstiftungen, Anwälte und Vermögensberater sollen sich wohl in der Karibik fühlen, besser: gefühlt haben. Mit der Diskretion ist es seit Dienstag jedenfalls vorbei. (Andreas Schnauder, 10.5.2016)