Ein Mann gesteht, Mitschuld am Mord in mehr als tausend Fällen zu haben. Er kündigt an, weitere Menschen zu töten. Dann wird er gewählt – zum Präsidenten eines 100-Millionen-Einwohner-Landes. Genau das ist am Montag auf den Philippinen passiert. Rodrigo Duterte, der künftige Staatschef, sieht sich selbst nicht als Mörder. Aber er gesteht, dass er nicht zimperlich ist im Umgang mit echten und angeblichen Kriminellen. Todesdrohungen hat er zur dauernden Begleitmusik seines Wahlkampfs gemacht.
Die Wähler nahmen ihn beim Wort – und sie erwarten, dass er die Drohungen nun auch wahrmacht. Dass sie ihn gewählt haben, zeigt auch den Leidensdruck. Viele sehen, dass die Philippinen in der Entwicklung den Nachbarn hinterherhinken. Viele sind von täglicher Korruption und dem Chaos betroffen, die Duterte auszumerzen verspricht.
Es mag sein, dass der neue Staatschef nicht zu wüster Gewalt greift. Den Regionen verspricht er Autonomie – was sogar mehr Frieden bringen könnte. So oder so: Seine Vergangenheit macht ihn für das Amt untauglich.
Dass er es erobern konnte, liegt nicht nur am Versagen früherer Regierungen. Auch seine eitlen Gegenkandidaten haben seinen Sieg ermöglicht. Noch am Freitag hatte Präsident Benigno Aquino sie aufgefordert, eine gemeinsame Front zu bilden. So hätten sie die relative Mehrheit wohl verhindert, die Duterte nun zum Sieg reicht. Sie taten es nicht. An seinem Aufstieg tragen sie daher Mitschuld. (Manuel Escher, 10.5.2016)