Bis zum Anschlag aufgepumpte Reifen und am besten gut abgefahrenes Profil, sodass sie gerade noch ein Pickerl bekommen – die Tricks der Autohersteller bei den Zulassungstests scheinen unerschöpflich. Seitenfenster und Lüftungsschlitze verkleben gehört sowieso zum Standardprogramm, detto der Verzicht auf die Klimaanlage. Dass Autoexperten betonen, es sei nie ein Geheimnis gewesen, dass die Herstellerangaben mit dem echten Leben nichts zu tun haben, macht es nicht besser.

Hinzu kommt, dass auf dem Prüfstand nicht nur legale Möglichkeiten ausgeschöpft wurden, sondern doppelt frisiert wurde. Bei den nun auf Rückruf stehenden elf Millionen VW-Fahrzeugen war nicht nur verbotene Manipulationssoftware im Einsatz, sondern auch legale Tricks wie das Thermofenster. Dabei wird bei bestimmten Umgebungstemperaturen die Abgasreinigung reduziert, um den Motor zu schonen. Das Fahrzeug stößt dann mehr Stickoxide, Kohlendioxid und Feinstaub aus, verbraucht mehr Sprit.

All das ist völlig legal, geschieht unter den Augen der Behörden in Europa. Die haben nicht einmal der Mühe wert gefunden, die technischen Standards ihrer Prüfeinrichtungen zu aktualisieren. Gemessen wird teils auf Basis von Normen aus den 1970er-Jahren. Selbstredend, dass die Kriterien geheim sind. Ein Schelm, wer denkt, es gehe um Schutz der Autobauer in Deutschland, Frankreich und Italien. Auf der Strecke bleibt die Umwelt. (Luise Ungerboeck, 10.5.2016)