Wien – Einblick in die offenbar etwas spezielle Art der Vergangenheitsaufarbeitung gab es am Dienstag im parlamentarischen Hypo-U-Ausschuss. Geboten wurde der von Wirtschaftsprüfer Thomas Havranek, dessen Forensik-Beratungsunternehmen im Auftrag der Hypo und zur Unterstützung der Anwälte tätig geworden ist. Am Nachmittag sagte dann der Grazer Anwalt Guid Held aus, dessen Kanzlei federführend in die Recherchen eingebunden war und zahlreiche Strafanzeigen eingebracht hat.

Havraneks Erlebnisse lassen sich am besten mit einem seiner Schluss-Statements zusammenfassen: "Die Aufarbeitung lief sehr unüblich ab." Havranek prüfte zunächst die Geschäfte in der Ukraine und in Bulgarien und stellte dabei eine "Nonchalance" bei der Risikoprüfung fest. Selbige sei, mangels funktionierender IT, "händisch" vonstatten gegangen.

Infos gingen an Exbankchefs

Ziel sei es gewesen, eine Netzwerkanalyse zu erstellen, also Verbindungen von Personen und Gesellschaften aufzuzeigen. Der Zugang zu Unterlagen und Mail-Accounts habe sich aber als schwierig erwiesen – obzwar: nicht für alle Protagonisten. So zeigte sich Havranek (er ist jener Gerichtsgutachter, der einst wegen Befangenheit von der Causa Meinl abgezogen wurde) überzeugt, dass Exbankchef Wolfgang Kulterer auch noch Jahre nach seinem Ausscheiden Informationen aus der Bank bekommen habe.

Zwar hat Finanzminister Josef Pröll nach der Verstaatlichung den Auftrag gegeben, jeden Zettel zwei Mal umzudrehen, Havranek fühlte sich dabei aber "gebremst". Wöchentliche Berichte und das ständige Ausfüllen von Formularen habe die Arbeit massiv verzögert, zudem seien Daten von der Bank "vorsortiert" worden. Seine, Havraneks, Kritik daran, habe nichts geändert. Die Aufarbeitung der Vergangenheit sei Bankchef Gottwald Kranebitter "im Weg gewesen", der habe ja eine Bank führen wollen.

Geheimnisse allerorten

Immer wieder habe sich die Bank bzw. ihre Rechtsabteilung auf Bankgeheimnis und Datenschutz berufen, obwohl man als Betrater doch sowieso der Verschwiegenheitspflicht unterliege.

Um an alle Unterlagen heranzukommen, haben die Forensiker dann eine "Hausbegehung" veranstaltet, also eine Art interne Hausdurchsuchung. Das Ergebnis war durchaus interessant: Im Raum neben der Vorstandsgarage fanden die Forensiker drei Tresore – die meisten waren leergeräumt. Nur in jenem, das Kulterer zugeordnet wurde, fanden sie noch Unterlagen – das Investmenthaus VCP betreffend, das viel mit der Hypo zu tun hatte. Weniger Glück hatte man mit der Hypo-Österreich-Zentrale in der Klagenfurter Domgasse. Dort scheiterte die "Begehung" aus einem simplen Grund. Havranek: "Sie haben die Schlüssel nicht gefunden."

Keine Leute fürs Kopieren

Auch Anwalt Held schilderte die Zustände als unerfreulich, immer wieder sei man bei Recherchen draufgekommen, dass "die heißesten Dokumente" fehlen. Wie Havranek kritisierte auch er den Bericht der Griss-Kommission, in dem die CSI Hypo schlecht wegkommt. Die Kommission habe ihn nicht befragt, aber der Kritik eines Exvorstands an der CSI "ohne Gegencheck" breiten Raum gegeben. Der Bericht sei daher "teilweise einseitig" und "unwürdig". Zudem erzählte Held, dass die Bank kein Personal zum Aktenkopieren zur Verfügung gestellt habe, weil man "keines hatte". Seine, Helds, eigene Leute hätten das dann auf Kosten der Hypo übernommen. (Renate Graber, 10.5.2016)