Tunis – In Tunesien sind am Mittwoch bei Razzien gegen Extremisten mindestens acht Menschen ums Leben gekommen. Bei der landesweiten Großaktion wurden nach Angaben des Innenministeriums zudem 16 Terrorverdächtige festgenommen.

Im Bezirk Tataouine riss ein Selbstmordattentäter vier Soldaten mit in den Tod, als Truppen nach Angaben der staatlichen Agentur Tap eine Gruppe von Extremisten eingekesselt hatten. Bei der Aktion sei ein weiterer Islamist getötet worden.

Am nordwestlichen Rand der Hauptstadt Tunis stürmten Einsatzkräfte am Mittwochmorgen ein Haus, in dem die Behörden Terroristen vermuteten, wie das Ministerium mitteilte. Nach Angaben von Tap wurde dabei das Feuer auf die Kräfte der Nationalgarde eröffnet. Bei dem Schusswechsel seien zwei Terrorverdächtige getötet worden, zwei weiteren gelang demnach zunächst die Flucht. In dem Haus seien Waffen und Munition gefunden worden.

Bei einer anderen Razzia westlich von Tunis wurden vier weitere Personen festgenommen. Sie sollen nach Angaben von Tap wahrscheinlich mit dem Angriff in der Stadt Ben Gardane im März zu tun gehabt haben. Damals hatten Dutzende mutmaßliche Jihadisten einen tunesischen Militärstützpunkt in der Stadt nahe der Grenze zum Bürgerkriegsland Libyen angegriffen. Bei heftigen Gefechten kamen mehr als 50 Extremisten und 13 Angehörige der Sicherheitskräfte ums Leben.

Anhaltende Gefahr

Wegen anhaltender Terrorgefahr gilt bis Ende Juni der Ausnahmezustand in Tunesien. Staatschef Beji Caid Essebsi hatte diesen im vergangenen November nach einem Terroranschlag auf einen Bus der Präsidentengarde verhängt. Damals starben zwölf Sicherheitskräfte.

In Tunesien läuft seit geraumer Zeit eine verstärkte Kampagne gegen radikale Islamisten. Hintergrund sind mehrere Attentate, die der "Islamische Staat" (IS) im Vorjahr im Land verübt hatte. Weil neben Armeeangehörigen mehrmals auch Touristen zum Ziel der blutigen Anschläge wurden, gingen die Nächtigungszahlen im nordafrikanischen Land frappant zurück. Tunesischen Wirtschaft ist massiv vom Tourismus abhängig.

Zudem bereite Tunis der Zustrom zum IS in Syrien, dem Irak und Libyen Sorge. Gemessen an seiner Bevölkerungszahl gehört der relativ wohlhabende und stabile Staat zu jenen Ländern, die weltweit die meisten IS-Jihadisten in diesen Staaten stellen. (Reuters, red, dpa, APA, 11.5.2016)