Umgerechnet etwa 70 Euro sollte der "Peachy Printer" kosten und einen günstigen Einstieg in die Welt des 3D-Drucks ermöglichen, ohne Abstriche bei der Haltbarkeit des Geräts zu machen. Über 440.000 Euro haben Interessenten via der Crowdfunding-Plattform Kickstarter in seine Realisierung investiert.

Drei Jahre später ist das Projekt nun zu einem bitteren Ende gekommen. Peachy-Erfinder Rylan Grayston hat die Einstellung kürzlich in einem Update bekannt gegeben. Er erhebt schwere Vorwürfe gegen seinen ehemaligen Geschäftspartner David Boe. Dieser soll einen beträchtlichen Teil des Geldes in den Bau seines Hauses gesteckt und nicht mehr zurückgezahlt haben.

Teil einer frühen Version des Peachy Printer.
Foto: Peachy Printer

Hunderttausende Dollar abgezweigt

Boes Plan war es gewesen, so beschreibt Grayston in einem Video, die Errichtung des Hauses zu beschleunigen und anschließend dank der nun niedrigeren Hypothekenraten bald wieder zurück zu zahlen. Er selbst sei darüber nie eingeweiht worden und habe erst ein Jahr nach Beendigung des Crowdfundings davon erfahren.

Die Veruntreuung war Boe demnach nur möglich, weil das Peachy Printer-Projekt zum Zeitpunkt der Kickstarter-Kampagne noch gar nicht offiziell als Unternehmen bestand. Daher wanderte das lukrierte Geld auf ein Privatkonto von Boe, was allerdings nur als vorübergehende Lösung gedacht war. Von dort flossen schließlich nur 200.000 der über 650.000 kanadischen Dollar nach der Gründung ins Unternehmen, was für Misstrauen sorgte.

Peachy Printer

Zahlungsrückstand führt zur Pleite

Grayston soll Boe nach Entdeckung der Misere dazu gebracht haben, eine Vereinbarung zu unterschreiben, mit der er seine Schuld gestand und sich zur Rückzahlung des Rests verpflichtete. Vom offenen Betrag überwies er allerdings nur weitere 111.000 Dollar. Seitdem ist er im Zahlungsrückstand, was schließlich zum Aus für das Projekt aus Geldmangel geführt haben soll. Schuld am Scheitern des Rückzahlungs-Plans soll Vertragsbrüchigkeit Seitens der Baufirma sein.

In einem weiteren, bizarr anmutenden Video – gedreht bevor das endgültige Aus für Peachy Printer festgestanden haben soll – tritt der Beschuldigte selber auf und bestätigt, dass er etwa 250.000 Dollar in sein Haus gesteckt habe. Weitere 70.000 Dollar sollen in andere, persönliche Investitionen geflossen sein. Abzüglich der Kosten und Gebühren für die Kampagne hatte das Projekt selber also nur 40 Prozent des erwirtschafteten Geldes erhalten.

Peachy Printer

Rückzahlung unwahrscheinlich, kaum Chancen auf Fertigstellung

Man sei erst jetzt mit der Wahrheit ans Licht gegangen, da auch der letzte von mehreren Plänen, das Projekt doch noch zu retten, gescheitert sei. Dementsprechend düster sieht es bezüglich einer Rückerstattung des Geldes aus, das die Kickstarter-User investiert haben, denn das Unternehmen ist pleite, alle Mitarbeiter entlassen. Eine Fortführung sei nicht ganz ausgeschlossen, setze aber eine volle Rückzahlung durch Boe oder Geld aus anderer Quelle voraus.

Grayston betont, dass jede Schätzung, die man bezüglich der Fertigstellung des Druckers abgegeben habe, ehrlich gewesen sei. Man sei sehr knapp daran gescheitert, Peachy Printer tatsächlich zu realisieren. Eine Aussage, die einige Kommentatoren und erzürnte Investoren nicht als glaubwürdig erachten, zumal das letzte Update zum Produktiosnprozess gerade einmal drei Monate alt ist.

Peachy Printer

Nutzer sollen Polizei kontaktieren

Die Unterstützer sollen sich nun an die örtliche Polizei des Firmenstandorts Saskatoon sowie das kanadische Justizministerium und die National Crowdfunding Association of Canada wenden. Obwohl die Polizei den Vorfall bereits untersucht, soll indes Graystons Anwalt ihm davon abgeraten haben, gerichtlich gegen Boe vorzugehen. (gpi, 16.05.2016)