Graz – Damit Fett im Körper abgebaut wird, sind mehrere Enzyme nötig. Eines ist die Monoglyzeridlipase (MGL), die an Monoglyzerid (MG) andockt und es in eine freie Fettsäure und ein kleines Glyzerin-Molekül aufspaltet. Grazer Forscher haben jetzt die in Bierhefe enthaltene Monoglyzeridlipase entschlüsselt und entdeckt, dass MGL auch Fettsäureethylester (FSEE) – Abbauprodukte des Alkoholstoffwechsels – spaltet.
Das sogenannte Gärbukett (tertiäre Aromastoffe) wird durch die Konzentration an höheren Alkoholen, aber auch Fettsäuren und Fettsäureestern maßgeblich geprägt. "Hefezellen bilden bei der alkoholischen Gärung Substanzen, die sehr geruchsintensiv sein können", erklärt der Grazer Molekularbiologe Christoph Heier.
Die Art der Fettsäuren ist mitverantwortlich für das spezifische Aroma von Brauerzeugnissen wie Wein oder Bier. In der Arbeitsgruppe von Monika Oberer und Robert Zimmermann am Institut für Molekulare Biowissenschaften haben Heier und sein Kollege Philipp Aschauer die Bierhefe (Saccharomyces cerevisiae) genauer unter die Lupe genommen. Dabei ist ihnen die Entschlüsselung der dreidimensionalen Struktur der fettspaltenden Monoglyzeridlipase gelungen. Die Ergebnisse wurden nun im "Journal of Biological Chemistry" veröffentlicht.
MGL spaltet auch Abbauprodukt des Alkohols
Die Hefe-Monoglyzeridlipase, die fähig ist, die Molekülklasse von Fettsäureethylester zu spalten, setzt sich demnach im Wesentlichen aus zwei Teilbereichen zusammen: dem größeren, kugelförmigen Kern mit einer Aushöhlung im Inneren sowie einem flexiblen Deckel. Der genaue Blick zeigte auch jene Aminosäure, die durch direkte Wechselwirkung den Fettsäureethylester spaltet.
Im Vergleich mit Monoglyzeridlipasen von Säugetieren im Labor habe sich gezeigt, dass auch diese FSEE abbauen kann und damit eine wichtige Schutzfunktion besitzt: FSEE bilden sich in unserem Körper automatisch bei Alkoholkonsum und werden in Zellen eingelagert: "Durch Monoglyzeridlipase scheinen sie wieder aus den Zellen entfernt zu werden", so Heier. (APA, 12.5.2016)