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Alessandra Mussolini zum Start der Bürgermeister-Kampagne in Rom. Die frühere Abgeordnete ist Mitglied in Silvio Berlusconis Partei.

Foto: Reuters / Alessandro Bianchi

Rom/Wien – Seitdem sie beide in der Öffentlichkeit stehen, heißt die, die neu dazugekommen ist, nur noch "die andere Mussolini": So nennen italienische Medien Rachele Mussolini, 41 Jahre, zweifache Mutter, Enkelin des italienischen Diktators Benito Mussolini und neuerdings Politikerin im Rennen um einen Platz im römischen Gemeinderat bei den Wahlen am 5. Juni.

Das ergibt nicht nur eine, sondern gleich zwei Kandidatinnen mit dem Nachnamen Mussolini. Denn neben der Neo-Politikerin tritt auch weitere Nachfahrin des "Duce" an: Alessandra Mussolini, 53 Jahre, ebenfalls Enkelin des faschistischen Anführers und ein bereits bekanntes Gesicht auf der politischen Bühne Italiens. Alessandra saß bereits im italienischen wie auch im EU-Parlament. Nun tritt auch sie bei den Wahlen in Rom an.

Die "bösen Schwestern" haben Medien die Halbgeschwister – gleicher Vater, andere Mütter – genannt, in Anlehnung an das Märchen Aschenputtel und in für die italienische Presse gewohnt despektierlicher, sexistischer Manier. Dabei kämpfen die Schwestern nicht einmal mit-, sondern gegeneinander: Rachele unterstützt Giorgia Meloni von der rechten Partei Fratelli d'Italia – Alleanza Nazionale (Brüder Italiens – Nationale Allianz), Alessandra hingegen Alfio Marchini von der Forza Italia, der ebenfalls rechten, nach dem Fußball-Schlachtruf "Vorwärts Italien" benannten Partei von Expremier Silvio Berlusconi.

Stolz auf die Familie

Womit der Streit in Italiens Mitte-rechts-Lager, der seit dem schleichenden Abgang von Silvio Berlusconi tobt, um eine Facette reicher wäre. Von einer Rivalität wollen die beiden allerdings nichts wissen. Sie kennen sich kaum, Politikmachen liege der Familie offensichtlich im Blut, sagt Rachele, die immer wieder erwähnt, dass sie ihrer Schwester "alles Gute" wünsche.

Überhaupt versucht die medienscheue Rachele, die nach ihrer Großmutter benannt ist und von der kaum Fotos existieren, die Aufmerksamkeit von ihrer Familie wegzulenken, während ihre Halbschwester jede Gelegenheit nützt, um ihren Großvater zu verteidigen.

"Ich habe noch nie einen Vorteil aus meinem Nachnamen gezogen", sagte sie in einem Interview mit der Tageszeitung Corriere della Sera. "Im Gegenteil: Es ist alles andere als einfach, diesen Nachnamen zu tragen, in Rom nicht, in Italien nicht, auf der ganzen Welt nicht. Es ist ein schwieriger Name, aber ich trage ihn mit Stolz", wobei Rachele präzisierte: "Stolz auf meine Familie, auf meinen Vater etwa, ein geschätzter Jazzmusiker." Auf den Faschismus hin gefragt, antwortete sie bisher stets vage: "Der Faschismus gehört in die Geschichte."

Aufräumen in Rom

Was sie als Erstes angehen würde? "Reparieren, woran jeder Römer leidet: die öffentlichen Verkehrsmittel in Ordnung bringen, die Stadt wieder sauber machen und auf Vordermann bringen."

Anwärter auf den Posten der Bürgermeisterin sind allerdings beide nicht: Als Favoritin gilt ebenfalls eine Frau, und ebenfalls eine politische Neueinsteigerin: Virginia Raggi von der Protestbewegung Cinque Stelle (Fünf Sterne) liegt in den Umfragen mit im Schnitt knapp 30 Prozent auf Platz eins – gefolgt von Racheles Fratelli d'Italia, Alessandras Forza Italia und der Mitte-links-Partei PD, die alle drei in den Befragungen deutlich dahinter liegen – bei rund 20 Prozent.

Der Nachname von Favoritin Virginia Raggi bedeutet im Übrigen "Strahlen", weshalb sich die Medien und auch ihre Anhänger ebenfalls ein Wortspiel überlegt haben: "Raggi di Sole" bringe ihre Kandidatur: "Sonnenstrahlen". (Anna Giulia Fink, 14.5.2016)