Ein Facebook-Bild aus besseren Zeiten: Bundeskanzler Werner Faymann startete 2011 eine soziale Netzoffensive.

Foto: Matthias Cremer

Der Account des demissionierten Bundeskanzlers ist "derzeit nicht verfügbar" und wird selbst im Zwischenspeicher des Netzes bald dahinschwinden. In den Social Media war Faymann bald angezählt. Erst besetzte ein "falscher" Werner Faymann Facebook.

Als dann 2011 der "echte" in die Netzoffensive gehen wollte, waren die Ambitionen groß. Der Kanzler suchte den Dialog mit den Usern – und engagierte eine Agentur. Nach monatelangen Vorbereitungen startete das neunköpfige "Team Bundeskanzler" am 26. Oktober 2011 das soziale Dreigespann Facebook, Twitter, Youtube. Als Vorbild diente ausgerechnet der Auftritt der britischen Monarchie. Bald darauf tauchte der böse Verdacht auf, unter den Facebook-Freunden des Kanzlers seien gesteuerte Marionetten-Freunde.

Satirisches Double

Doch auch ein Kanzler-Double machte von sich reden. Um das digitale Lagerfeuer des satirischen "Werner Failmann" scharten sich lange Zeit mehr Freunde als um den realen Kanzler.

Faymanns Boulevardliebe konnten die Social Media nie wirklich erschüttern. Nicht einmal die Facebook- Gemeinschaft "Für den Verbleib von Werner Faymann als Bundeskanzler" hielt ihn schließlich vom Rücktritt ab. "Werner, der Kurs stimmt"-Plakate sind dort nun als Memorabilia und Zeitdokument gefragt.

Und was macht der neue SPÖ-Chef und Bundeskanzler auf Facebook? Christian Kern tat am Montagabend erst einmal so, als wäre nichts passiert. Er postete Fotos und ein Selfie aus dem "Sweatshop Wiener Stadthalle". "35 Grad im Schatten. Ganz cooler Auftritt." Auf der Bühne rockte die Band Muse. Vielleicht ein gutes Omen für die SPÖ. (Sabine Bürger, 14.5.2016)