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Interessenten am neuen Modell Ende März in La Jolla.

Foto: Reuters/Blake

Palo Alto/Ingolstadt – Der Elektroauto-Hersteller Tesla legt seine Zukunft mit dem geplanten radikalen Ausbau der Produktion in die Hand eines erfahrenen Audi-Managers. Peter Hochholdinger, der zuletzt für die Fertigung der Modelle A4, A5 und Q5 zuständig war, werde zu Tesla wechseln, bestätigte das kalifornische Unternehmen am Samstag der Deutschen Presse-Agentur.

Tesla will angesichts der starken Nachfrage nach dem geplanten günstigeren Wagen Model 3 die Produktion deutlich schneller als geplant hochfahren und peilt für 2020 die Marke von einer Million Fahrzeugen an. Schon 2018 – zwei Jahre früher als angekündigt – soll die Kapazität 500.000 Autos jährlich erreichen. Dass dieses Ziel erreichbar ist, daran wird allerdings vielerorts gezweifelt. Analysten etwa halten den ambitionierten Plan für wenig realistisch.

Tesla-Chef Elon Musk indes lässt keinen Zweifel daran, dass es ihm ernst ist. Anfang Mai erklärte der Mann, er ziehe selbst in die Fabrik, um den Produktionsschub zu überwachen. "Mein Schreibtisch steht am Ende der Fertigungslinie. Ich habe einen Schlafsack in einem Konferenzraum daneben, den ich recht häufig nutze", so der Milliardär gegenüber Branchenanalysten. Dass gute Geschichten bei ingesamt wenig erbaulichen Zahlen nicht schaden können, liegt allerdings auch auf der Hand.

Holprige Produktion

Nicht nur, dass die Firma aus dem Silicon Valley im vergangenen Jahr erst etwas über 50.000 Fahrzeuge auslieferte. Die Produktion des um mehr als ein Jahr verzögerten SUV Model X lief bis zuletzt auch nach Monaten noch holprig. "Diesen Freitag um drei Uhr morgens haben wir unsere erste makellose Produktion des Model X geschafft, bei dem wir ohne Probleme durch den ganzen Fertigungsprozess gekommen sind", sagte Musk Anfang Mai. "Das war ein großartiger Meilenstein."

Im laufenden Jahr sollen für die hochfliegenden Pläne 50 Prozent mehr investiert werden als geplant. Damit dürfte das unlängst ausgegebene Ziel eines Gewinns im Schlussquartal Makulatur sein. Tesla-Chef Elon Musk kündigte an, dafür zusätzliches Kapital zu benötigen. Deshalb werde Tesla wohl neue Aktien ausgeben und mehr Schulden machen.

Auch den Beweis, dass Tesla auch fehlerfreie Massenproduktion kann, muss Musk erst erbringen. Einige Neubesitzer des Model X hatten zuletzt über Qualitätsprobleme geklagt. Bei manchen gingen die markanten Flügeltüren nicht mehr auf, andere kritisierten die Verarbeitung. Keine Kleinigkeit für Leute, die mehr als 100.000 Dollar (86.918,73 Euro) hinblätterten und bereit waren, jahrelang zu warten. Die Toleranzschwelle der Model-3-Käufer könnte eine andere sein. Musk ist das bewusst: "Wir sind versessen darauf, der beste Hersteller der Welt zu werden", betonte er.

Audi-Mann Hochholdinger, der 22 Jahre bei Audi verbrachte, soll jedenfalls die Produktion der beiden aktuellen Tesla-Fahrzeuge Model S und Model X verbessern und den Fertigungsaufbau des Model 3 mitgestalten, erklärte Tesla. Wann er seinen neuen Job antritt, wurde zunächst nicht mitgeteilt. Auch nicht, ob er seinen Schlafsack mitbringen wird. (APA/rebu, 14.5.2016)