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Scala: "Ich bin über diesen Entscheid konsterniert, da damit eine zentrale Säule der Good Governance der Fifa untergraben und eine wesentliche Errungenschaft der Reformen zunichte gemacht wird."

Foto: REUTERS/Ruben Sprich

Mexiko-Stadt – Die Fifa und ihr neuer Präsident Gianni Infantino müssen einen empfindlichen Rückschlag in ihren Reformbemühungen hinnehmen. Chefaufseher Domenico Scala hat nach einer umstrittenen Entscheidung des Fußball-Weltverbandes beim Kongress in Mexiko-Stadt seinen Rücktritt erklärt.

Der Schweizer reagierte damit auf den Beschluss, dass das Fifa-Council für ein Jahr ermächtigt wurde, Mitglieder der eigenen Kontrollinstanzen zu benennen oder zu entlassen. Diese Aufgaben obliegen eigentlich dem Kongress, der Versammlung der 211 Fifa-Mitgliedsverbände. "Die Gremien werden damit faktisch ihrer Unabhängigkeit beraubt und drohen zu Erfüllungsgehilfen derjenigen zu werden, die sie eigentlich überwachen sollten", schrieb der Vorsitzende der Audit- und Compliance-Kommission in seiner Rücktrittserklärung am Samstag.

Architekt der Reformagenda

Die nach vielen Skandalen um Reputation kämpfende Fifa verliert damit den bisherigen Architekten ihrer Reformagenda. Für Infantino ist der Rücktritt Scalas eine empfindliche Schlappe. Zumal der als absolut integer geltende Schweizer die Reformbereitschaft des Weltverbandes unter Infantino infrage stellte.

"Ob die verabschiedeten [sic] Reformpunkte nun tatsächlich mit Fleisch und Blut gefüllt werden, bleibt derzeit offen", schrieb Scala. "Ich bin über diesen Entscheid konsterniert, da damit eine zentrale Säule der Good Governance der Fifa untergraben und eine wesentliche Errungenschaft der Reformen zunichte gemacht wird."

Fifa: "Entscheidungen falsch interpretiert"

Die Fifa hat die Vorwürfe von Scala nach dessen Rücktritt als Fehleinschätzung zurückgewiesen, seinen Abschied aber akzeptiert. "Die Fifa bedauert, dass Herr Scala den Zweck der vom Fifa-Kongress getroffenen Entscheidungen falsch interpretiert hat", hieß es in einer Pressemitteilung am Samstag. Die Ausführungen Scalas seien unbegründet.

Die Entscheidung, das Council zu ermächtigen, Mitglieder für die Kontrollinstanzen zu ernennen oder abzuberufen, sei erfolgt, damit die Gremien "ihren Teil zum laufenden Reformprozess" erfüllen können.

Infantino befand sich zum Zeitpunkt des Rücktritts auf der Rückreise vom Kongress. Die Fifa hatte in Mexiko die personelle Neu-Aufstellung der Kontrollgremien beschließen wollen. Da aber mehrere Kandidaten den Integritätscheck nicht bestanden haben, wurde das Council ermächtigt, diese Entscheidungen nachzuholen. Der Kongress kommt erst im Mai 2017 wieder zusammen. (APA/dpa, 14.5.2016)