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Nicht nur Umweltbehörden und Organisationen wie Greenpeace, die dieses Transparent auf der Frankfurter Autoshow affichierten, haben mit VW ein Problem, sondern zunehmend auch Volkswagen-Aktionäre wie der norwegische Staatsfonds.

Foto: dpa / Frank Rumpenhorst

Gezielte Manipulationen von Abgaswerten bei elf Millionen Fahrzeugen weltweit und zahlreiche Klagen machen den VW-Konzern zu einer Baustelle.

Foto: AFP / John MacDougall
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Wolfsburg/Seoul – Für Volkswagen wird es aufgrund des Abgasskandals zunehmend ungemütlich. Nach der US-Umweltbehörde EPA, die VW mit Milliarden-Strafzahlungen droht, will nun der größte Fonds der Welt gegen die Wolfsburger Autobauer vorgehen. "Unsere Anwälte sagen, die Gebarung des Konzerns begründe Klagen nach deutschem Recht. Als Investor ist es unsere Pflicht, unser Fondsvermögen in Volkswagen zu schützen", zitierte die Financial Times am Wochenende den Leiter der Vermögensverwaltung der staatlichen Norges Bank Investment Management Gesellschaft.

Die Klage soll in den nächsten Wochen eingebracht werden. Konkret will der VW-Aktionär gegen Verluste aus dem Abgasskandal vorgehen. Wie berichtet, war VW 2015 in die Verlustzone gerutscht, in der Bilanz 2015 wurde mit gut 16 Milliarden Euro für Belastungen aus der Abgasaffäre vorgesorgt. Laut Bloomberg hält der norwegische Staatsfonds 1,34 Prozent der Stammaktien des Volkswagen-Konzerns und ist damit der

Ende 2015 hatte das Aktienpaket der Norweger einen Wert von 750 Millionen Dollar (662 Millionen Euro). Seit Auffliegen der gezielten Manipulation von Abgaswerten im Herbst dürfte der Schaden für den Fonds in die hunderte Millionen Dollar gehen. Nun verlangt man Wiedergutmachung für den erlittenen Schaden. Das VW-Management müsse von den Software-Manipulationen in den Abgassystemen gewusst haben, kritisiert der Fondsmanager, der den Vorsitzenden des VW-Aufsichtsrats, Hans Dieter Pötsch nach Eigenangabe bereits informiert hat. VW kommentierte die Vorgänge am Wochenende nicht.

Gesammelte Klagen

Es ist dies nicht die erste Klage gegen den zweitgrößten Autobauer der Welt. Gegen Volkswagen laufen bereits zahlreiche Klagen von Anteilseignern oder Autobesitzern – auch in Deutschland, Österreich und in den Niederlanden, wo zahlreiche internationale Finanzinvestoren klagten. Das mit Abstand größte Verfahren läuft in den USA, wo der Abgasschwindel seinen Ausgang nahm und VW von Justizministerium, Bundeshandelskommission und eigenen Händlern verklagt wurde. Die zwischenzeitlich erzielte Einigung sieht vor, dass der Konzern in den USA 480.000 Fahrzeuge zurücknimmt und in einen Fonds zur Förderung von Umwelttechnologien und "grünen Autos" einzahlt.

(Mit-)Schuld des Managements?

Der Angriff der Norweger rührt an einer zentralen Frage: Trägt der damalige Vorstand (Mit-)Schuld an Manipulationen bei mehr als elf Millionen Dieselfahrzeugen? Bisher haben die internen Ermittlungen durch Juristen im Auftrag des VW-Aufsichtsrats keinen "rauchenden Colt" gefunden. Grund zur Entwarnung für die einstige Führungsriege um Martin Winterkorn ist das aber nicht. Haftungsfragen seien mit der Entlastung des Vorstands keineswegs vom Tisch und Schadenersatzforderungen auch später möglich, versichert der Aufsichtsrat.

Millionengagen und Boni

Gestritten wird auch um Millionengagen und Boni der damaligen VW-Führungsriege. Abgesehen von Winterkorn erhielt auch VW-Nutzfahrzeug-Vorstand Andreas Renschler Millionen, obwohl er für den Autobauer fast ein Jahr lang nicht arbeiten durfte. Der Topmanager war Anfang 2014 von VW-Präsident Ferdinand Piëch von Daimler abgeworben worden, durfte aufgrund eines Wettbewerbsverbots aber erst im Februar 2015 bei VW anfangen. Für einen Monat arbeiten im Jahr 2014 erhielt Renschler von Daimler 742.000 Euro, von VW aber für den Rest des Jahres 11,5 Millionen Euro – als Extraprämie für den Wechsel, schreibt Bild am Sonntag. Die 11,5 Millionen seien "eine Kompensation verlorengegangener Ansprüche", betonte Renschlers Sprecherin.

Laut der Zeitung bekam der 58-Jährige auch eine großzügige Pensionsregelung: Er dürfe bereits mit 62, also ein Jahr früher als seine Vorstandskollegen, bei vollen Bezügen in den Ruhestand wechseln, danach beziehe er 70 Prozent seines Fixgehalts, das auf gut eine Million Euro taxiert wird. Insgesamt komme Renschler nach fünf Jahren bei VW auf rund 60.000 Euro monatliche VW-Pension – zusätzlich zur Rente von Daimler. (ung, Reuters, 17.5.2016)