Die Fossilfragmente aus China weisen zellartige Strukturen auf.

Foto: Maoyan Zhu

Die Analysen ergaben: Bei den mehrere Zentimeter langen Formen handelt es sich um Mehrzeller und nicht um Bakterienkolonien.

Foto: Maoyan Zhu

Peking/Wien – Bis vor kurzem ging die Wissenschaft davon aus, dass sich mehrzelliges Leben auf der Erde erst vor rund 635 Millionen Jahren bildete. Wahrscheinlich ist es aber sehr viel älter. Ein erster Fund, der darauf hindeutete, stammt aus Gabun in Westafrika: Das makroskopische Fossil wird auf 2,1 Milliarden Jahre geschätzt, wurde im Naturhistorischen Museum Wien 2014 erstmals ausgestellt und trägt seitdem den Namen Gabonionta.

In der Fachwelt ist der Fund nach wie vor umstritten. Er könnte nun aber Unterstützung aus China erhalten: Forscher um Maoyan Zhu (Chinesische Akademie der Wissenschaften in Peking) fanden über zehn Zentimeter lange Fossilien, die vermutlich durch vielzellige Organismen gebildet worden sind und im Fachblatt "Nature Communications" auf ein Alter von 1,56 Milliarden Jahre geschätzt werden.

Mehrere Zentimeter lange Mehrzeller

Die Forscher fanden insgesamt 167 Fossilien im Tonstein der Gaoyuzhuang-Formation in Nordchina, das größte Fossil ist 30 Zentimeter lang und acht Zentimeter hoch. Sie identifizierten aber auch Fragmente von dichtgepackten, nur zehn Mikrometer langen Zellen, die sie als weiteren Beweis für die Vielzelligkeit dieser Fossilien interpretieren, die im Übrigen in vier verschiedenen Formen auftreten: Fast die Hälfte von ihnen ist wie eine Perlenschnur angeordnet; die anderen sind keilförmig, länglich oder zungenförmig.

Nach aufwendigen Analysen kommt das Team von Maoyan Zhu zum Schluss, dass es sich bei den Strukturen um mehrzellige Eukaryoten handelt, also Organismen mit einem Zellkern, und nicht um mikrobielle Matten. Die Forscher vermuten zudem, dass es sich um Organismen handeln könnte, die mittels Fotosynthese an den Küsten der Urozeane lebten. (tasch, 17.5.2016)