Es war ein häufig gezogener Vergleich des vergangenen Jahres. Haie, die seit Steven Spielbergs Blockbuster "Der weiße Hai" einen eher schlechten Ruf unter Wassersportlern und Badetouristen genießen, wurden in puncto Todesopfern vergangenes Jahr von Unfällen bei der Aufnahme von Selfies überholt.

Alleine der Guardian und der Telegraph beschreiben in Artikeln aus dem vergangenen Jahr mehr als ein Dutzend unterschiedlicher Vorfälle. Einer Liste auf Wikipedia lassen sich gar mehr als 30 Unfälle mit Todesfolge entnehmen. Die Dunkelziffer ist ungeklärt, im gleichen Zeitraum wurden insgesamt acht Haifischopfer dokumentiert.

Selfie-Unfälle beschäftigen Politik

Mit der Technologie, also Smartphones und Hilfsmitteln wie Selfiesticks, haben die Unglücksfälle dabei in der Regel nicht direkt zu tun. Viele User schießen Selfies oft als Andenken oder um online Zuspruch für ihre Originalität und Waghalsigkeit zu ernten.

Die Bandbreite der Vorfälle reicht dabei von Unachtsamkeit, etwa beim Sturz von einer Klippe während der Aufnahme, bis hin zu fehlgeschlagenen Aktionen für ein spektakuläres Bild. In Spanien starb vergangenen Sommer ein 32-jähriger Mann, als er sich während des jährlichen Stierlaufs fotografierte.

In Russland beschäftigt das Thema mittlerweile die Politik. Einige Jugendliche haben es sich zum Sport gemacht, auf hohe Gebäude oder fahrende Züge zu klettern, um spektakuläre Aufnahmen von sich zu liefern. Dabei war es schon in der ersten Jahreshälfte 2015 laut Innenministerium zu hunderten Verletzungen gekommen. Auch einige Todesfälle sind dokumentiert. Mittlerweile gibt es einen offiziellen "Selfie Guide", der vor Balanceakten auf Baukränen oder Fotos am Steuer eines Autos warnt.

Der Russe Vitaly Raskalov erklimmt regelmäßig hohe Gebäude für spektakuläre Handyaufnahmen. Seinem Treiben folgen rund 250.000 andere Nutzer.

Auch 2016 schon zahlreiche Todesfälle

Mit wenigstens einem Dutzend "Selfie-Toten" bis inklusive April dürfte auch dieses Jahr eine ähnliche Statistik erbringen. Anfang des Jahres stürzte eine junge Philippinerin von einem 20-stöckigen Gebäude, in Mumbai wurde eine Studentin von einer Welle erfasst und ertrank. Der letzte erfasste Fall stammt bereits aus dem Mai – hier erschoss sich ein 15-jähriger Inder versehentlich, als er sich für eine Aufnahme den Revolver seines Vaters an den Kopf hielt.

Selfie-wütige Touristen richten auch andere Schäden an. In Lissabon zerstörte etwa junger Mann eine 126 Jahre alte Statue vor einem Bahnhof, als er für eine Aufnahme auf ihr Podest stieg und sie dabei umstieß. In Argentinien soll ein Delfin in der Bucht von Santa Teresita umgekommen sein, während er für Fotoaufnahmen herumgereicht wurde. Laut einem Beteiligten soll das Tier allerdings schon verendet sein, bevor die Aufnahmen gemacht wurden.

No-Selfie-Zonen und Stick-Verbote

An touristischen Hotspots werden immer öfter Maßnahmen gegen überbordende Freude an der Selbstfotografie ergriffen. So gibt es in Mumbai mittlerweile 16 "No-Selfie"-Zonen, in denen Selfies per Strafe untersagt sind. An einigen Orten wurden Hilfsmittel wie Selfiesticks verboten, die für Unfälle und Beschwerden von anderen Touristen sorgen. (gpi, 18.05.2016)