Michael Townley gab 1993 dem chilenischen Fernsehen ein Interview. Das Rohmaterial ist verschwunden, Ausschnitte finden sich auf der Website des Senders 24 Horas.

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US-Außenminister John Kerry übergab bei seinem Chile-Besuch im Oktober 2015 Präsidentin Michelle Bachelet Dokumente, die belegen, dass Pinochet den Mord an Letelier persönlich anordnete.

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Ex-Botschafter Orlando Letelier starb bei einem Anschlag in der Washingtoner Embassy Row.

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26 Jahre nach der Rückkehr zur Demokratie bemüht sich Chiles Justiz, die Verbrechen der Diktatur General Augusto Pinochets aufzuarbeiten. Am Dienstag beantragte das chilenische Höchstgericht, die US-Behörden um die Auslieferung des Chilenen Armando Fernandez Larios, des Kubaners Virgilio Paz und des US-Bürgers Michael Townley zu ersuchen.

Townley, der als Freiwilliger des US-finanzierten Peace Corps von der CIA angeworben wurde, wird vorgeworfen, im Auftrag des Pinochet-Regimes Anschläge auf Gegner des Diktators organisiert zu haben. So hat er selbst angegeben, 1974 in Buenos Aires die Autobombe gezündet zu haben, die Ex-Vizepräsident Carlos Prats und dessen Ehefrau tötete.

Drei Jahre später erhielt er vom chilenischen Geheimdienst DINA den Auftrag, die Ermordung des ehemaligen chilenischen Botschafters Orlando Letelier in die Wege zu leiten. Es war geplant, den Anschlag wie einen Unfall erscheinen zu lassen, Unbeteiligte sollten möglichst nicht zu Schaden kommen, um die US-Unterstützung für die chilenische Diktatur nicht zu gefährden.

Bombe mitten in Washington

Townley beauftragte fünf Exilkubaner mit der Durchführung des Anschlags. Diese sprengten Leteliers Auto mitten im Washingtoner Botschaftsviertel in die Luft, er und seine Begleiterin, die US-Bürgerin Ronni Moffitt, starben, Moffitts Ehemann, der auf der Rückbank saß, überlebte schwer verletzt.

SKT DCA

Der Letelier-Mord stellte eine schwere Belastung für die Beziehungen zwischen den USA und Chile dar, schlussendlich entschloss sich die US-Regierung, die Unterstützung für den "Plan Condor", in dessen Rahmen lateinamerikanische Militärdiktaturen auf dem ganzen Kontinent Jagd nach Regimegegnern machten, einzustellen.

Zeugenschutzprogramm

Weil Townley vor Gericht seine Mittäter belastete, wurde er lediglich zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt, die er zur Hälfte absitzen musste. Heute lebt er unter geändertem Namen im Rahmen eines Zeugenschutzprogramms in den USA.

Im aktuellen Fall werfen ihm die chilenischen Behörden die Beteiligung am Mord an dem spanischen Diplomaten und UN-Mitarbeiter Carmelo Soria vor. Townley selbst hat ausgesagt, dass Soria in seinem Haus dem Kampfstoff Sarin ausgesetzt wurde, mit dem er im Auftrag der Militärs experimentierte. Soria wurde gefoltert, bis seine Halswirbelsäule brach. Das Auto mit seiner Leiche schoben die Mörder in einen Fluss, eine geöffnete Schnapsflasche und ein gefälschter Abschiedsbrief sollten einen Selbstmord vortäuschen.

Spanische Gerichte haben auf Betreiben der Hinterbliebenen Sorias bereits im April 2015 versucht, Townley zu Entschädigungszahlungen zu zwingen. Richter John Bates erklärte damals, die 75 Dollar pro Woche seien nicht eintreibbar, weil das Zeugenschutzprogramm das unmöglich mache. (Bert Eder, 19.5.2016)