Im Wahlkampffinale kann sich die FPÖ auf zwei Kommunikationsaktivitäten konzentrieren. Zum einen auf das genussvolle Ausleben der Opferrolle durch permanentes Wehklagen über bösartige Nazi-Vergleiche im In- und Ausland. Zum anderen auf das Betonen der völligen Normalität und Harmlosigkeit ihres Kandidaten Norbert Hofer.

Die erste Botschaft hat den strategischen Vorteil, dass alle damit Konfrontierten sofort betonen müssen, dass man die Freiheitlichen und ihre Wähler natürlich nicht pauschal als Rechtsextreme bezeichnen kann. Genauso wenig, wie man alle Muslime als Islamisten bezeichnen darf. Übrigens nicht die einzige Parallele zwischen dieser Weltreligion und der FPÖ. Beide punkten bei ihren Anhängern oft mit den gleichen Mitteln, nämlich haltlosen Welterklärungsmodellen, blinder Autoritätshörigkeit, Akzeptanz von Antisemitismus, Souveränitätsverlust im Umgang mit Satire und dem Schaffen von Feindbildern für Modernisierungsverlierer.

Etwas schwerer tut man sich mit der zweiten Botschaft von der angeblichen Normalität. Dass man nun eine "Partei der Mitte" sei, wie von Heinz Christian Strache unermüdlich behauptet, hat – um beim Islamvergleich zu bleiben – einen ähnlichen Realitätsgehalt wie die These, dass es sich beim Salafismus um eine "Glaubensrichtung der Toleranz" handle.

Es empfiehlt sich daher, die "Normalitätsnummer" nicht über die Partei, sondern über den Kandidaten selbst zu spielen, zumal dieser die dafür weitaus besseren Voraussetzungen liefert, als viele ahnen. Wer sich vor oft gehörten Zuschreibungen wie "Antiestablishment" oder "Systemzerstörer" schreckt, kann beruhigt werden. Norbert Hofer ist offenbar das genaue Gegenteil. Eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat er das schon vor über zehn Jahren. Da schlossen FPÖ und SPÖ im Burgenland einen mittlerweile geleakten Geheimpakt, mit dem sie einen klassischen Postenschacher vereinbarten: "Die FPÖ Burgenland nominiert im Laufe der nächsten Legislaturperiode Personal in einem Umfang von zumindest fünf Personen für Tätigkeiten in landesnahen Betrieben. Sollte die FPÖ Burgenland bei der Landtagswahl nur ein Mandat erreichen oder den Einzug in den Landtag nicht schaffen, so werden für die derzeitigen Mitarbeiter im freiheitlichen Landtagsklub adäquate Dienststellen mit vergleichbaren Verdienstmöglichkeiten im Landesdienst oder in einem landesnahen Betrieb zur Verfügung gestellt."

Formuliert wurde dieser kleine schmutzige Deal laut Aussagen mehrerer Zeugen vom damaligen FPÖ-Klubdirektor Norbert Hofer, der so auch sich selbst mit einem Job versorgen wollte.

Parteibuchwirtschaft der ganz alten Schule also. Sollte Hofer demnächst mit Sack und Pack, Glock und Stock in die Hofburg übersiedeln, muss sich niemand vor einem, den eigentlichen Zweck österreichischer Parteienpolitik verändernden Umbruch fürchten.

Wer am nächsten Sonntag trotzdem seinem Protest gegen System und Establishment Ausdruck verleihen möchte, hat dafür eine andere Möglichkeit. Die Stichwahl kann nämlich auch als Volksabstimmung interpretiert werden über die Frage "Möchten Sie, dass unser Land weiterhin nach dem Willen der "Kronen Zeitung" regiert wird?" (Florian Scheuba, 18.5.2016)