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Entgegen den Entwicklungen in anderen Währungsräumen hält die Schweizerische Nationalbank an der 1.000-Franken-Note fest.

Foto: RUBEN SPRICH

Der frühere amerikanische Finanzminister Larry Summers lancierte die Debatte in der Financial Times: "Als Erstes muss die Welt verlangen, dass die Schweiz aufhört, 1.000-Franken-Noten zu drucken." Denn die wertvollen Banknoten seien beliebt bei Kriminellen und Terroristen. "Wer braucht in der heutigen Welt noch Cash für eine legitime Transaktion in der Höhe von 5.000 Dollar?", so die rhetorische Frage von Summers. Die Antwort ist für Bill Clintons ehemaligen Finanzminister klar: Ehrliche Steuerzahler und friedliebende Bürger brauchen keine Tausendernoten, sondern Waffenschieber und Drogenhändler, Steuerhinterzieher, Geldwäscher und andere unlautere Gestalten.

Das sieht man bei der Schweizerischen Nationalbank anders: "Die SNB hat keine Pläne, die Ausgabe der 1.000er-Note einzustellen", sagt Sprecher Walter Meier. Im Gegenteil: Bis 2019 soll die aktuelle violette Tausendernote mit dem Porträt des Historikers Jacob Burckhardt ersetzt werden. Gerade eben hat die SNB eine neue Banknotenserie vorgestellt und als Erstes die neue 50-Franken-Note in Umlauf gebracht; weitere Notenwerte sind in Vorbereitung.

Zur Wertaufbewahrung verwendet

Rund 44 Millionen 1.000-Franken-Scheine sind im Umlauf; das entspricht zehn Prozent der Schweizer Banknoten. Die Tausender repräsentieren aber mehr als 60 Prozent des Gesamtwerts aller Banknoten in Höhe von 70 Milliarden Franken. Dies deutet laut Nationalbank darauf hin, dass sie "nicht nur als Zahlungs-, sondern in erheblichem Umfang auch als Wertaufbewahrungsmittel verwendet werden". Bargeld zu horten ist in Zeiten von Negativzinsen zu einer Alternative geworden. Die SNB-Statistik zeigt, dass mit der Finanzkrise seit 2008 der Bargeldumlauf zugenommen hat.

Auch als Zahlungsmittel werden die wertvollsten Scheine der Welt laut SNB-Sprecher Meier rege verwendet: "Die 1.000-Franken-Note wird im wesentlichen Umfang für den Zahlungsverkehr genutzt. Das zeigen die Ein- und Auslieferungen der 1.000er-Noten bei der SNB, die in den letzten drei Jahren jeweils rund die Hälfte der in Umlauf befindlichen Noten erreichten." SNB-Chef Thomas Jordan sagte bei der Vorstellung der ersten Noten der neuen Serie, man könnte die Frage stellen, ob es noch Sinn mache, neue Münzen und Banknoten zu entwickeln. Aber: "Trotz rasanter technologischer Entwicklungen im Bereich des Bezahlens wurde das Bargeld bisher nicht verdrängt. In der Schweiz ist Bargeld noch immer weitverbreitet und populär."

Dem Fiskus ein Schnäppchen Schlagen

Freilich: Wer die Noten wofür verwendet, weiß die SNB nicht. "Die British Serious Crime Agency, ein Thinktank zur Verbrechensbekämpfung, hat im Jahr 2010 ermittelt, dass 90 Prozent aller 500-Euro-Scheine im Vereinigten Königreich von Kriminellen benutzt wurden", schreibt Wirtschaftspublizist Philipp Löpfe, früherer Chefredakteur des Tages-Anzeigers, auf dem Onlineportal watson.ch. Wissenschaftliche Erkenntnisse über den Leumund der 1.000-Franken-Noten-Besitzer gibt es nicht. Doch für Löpfe ist klar: "Fragt einen Immobilienhändler: Bei Hausverkäufen wird regelmäßig Bargeld unter dem Tisch verschoben, um dem Fiskus ein Schnippchen zu schlagen."

Auch im Kunsthandel wird der Einsatz von anonymen Tausendern geschätzt; es wird vermutet, dass Geldwäscherei und Steuerdelikte im Spiel sind. Auf Druck der OECD hat die Schweiz letztes Jahr für den Kunsthandel ein Bargeldlimit von 100.000 Franken eingeführt. Und doch: Larry Summers warnt, dass nach dem Ende des 500-Euro-Scheins die 1.000-Franken-Note einspringen könnte. "Die Schweiz hat eine lange und wenig glückliche Geschichte in Sachen illegale Finanzgeschäfte. Es wäre tragisch, sollte sie davon profitieren, dass Kriminelle auf ihre Währung zurückgreifen." (Klaus Bonanomi aus Bern, 19.5.2016)