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Der Lack ist ab. In diesem Moskauer Haus war das russische Dopingkontrolllabor untergebracht, das im November die Akkreditierung verlor.

Foto: reuters/karpukhin

Moskau/Lausanne – Das russische Sportministerium will bei der Aufklärung der neuesten Dopingvorwürfe – wieder einmal – "vollständig" mit der Welt-Anti-Doping-Agentur, kurz Wada, kooperieren, hat sich aber – wieder einmal – gegen eine drohende Bestrafung möglicherweise sauberer Sportler ausgesprochen. "Wir sind der starken Überzeugung, dass Athleten, die jahrelang für die Olympischen Spiele trainiert haben, nicht das Recht abgesprochen werden darf, daran teilzunehmen", hieß es in einer Stellungnahme.

Russlands Sport steht nach immer neuen Dopinganschuldigungen massiv unter Druck. In einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung schloss selbst IOC-Präsident Thomas Bach einen kompletten Ausschluss der Sportgroßmacht von den Olympischen Spielen im August in Rio nicht aus.

"Sollte es Hinweise auf ein organisiertes und flächendeckendes Dopingsystem geben, das weitere Sportarten betrifft, müssten die internationalen Verbände und das IOC die schwierige Entscheidung zwischen kollektiver Verantwortung und individueller Gerechtigkeit treffen", schrieb Bach.

Die Wada hatte am Dienstag eine Untersuchung der Anschuldigungen gegen Russland hinsichtlich der Winterspiele in Sotschi angekündigt. Der damalige Leiter des Anti-Doping-Labors, Gregori Rodtschenkow, hatte angegeben, dass er mithilfe des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB mehr als 100 Dopingproben russischer Athleten in Sotschi, darunter mindestens 15 Medaillengewinner, ausgetauscht hatte. Zudem habe er für russische Sportler einen Mix aus drei verschiedenen Dopingmitteln entwickelt.

Nach Informationen der New York Times hat mittlerweile auch das US-Justizministerium Ermittlungen wegen möglicher Verschwörung und Betrugs aufgenommen. Die Zeitung beruft sich auf zwei namentlich nicht genannte Quellen, die mit dem Fall vertraut seien. Die US-Staatsanwaltschaft für den östlichen Bezirk von New York sei federführend, heißt es. Und die Behörde habe russische Offizielle, Athleten, Trainer und Anti-Doping-Verantwortliche im Visier.

Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) sagte Nellin N. McIntosh, Sprecherin des Justizministeriums: "Es ist Politik des Justizministeriums, etwaige Ermittlungen nicht zu kommentieren. Ich kann das also weder bestätigen noch dementieren." Ermittlungen wie diese sind schon bei geringsten vermuteten Verbindungen in die USA möglich, oder wenn eventuell Gelder über eine US-Bank geflossen sind.

Am Dienstag ist publik geworden, dass bei Nachtests der Olympischen Spiele in Peking 2008 insgesamt 31 Sportler aus zwölf Ländern positiv getestet worden waren. Angesichts weiterer Nachkontrollen von Dopingproben von Peking sowie von London 2012 glaubt IOC-Chef Bach: "Dutzende Athleten werden wahrscheinlich daran gehindert, an den Spielen in Rio teilzunehmen." (sid, APA, red, 18.5. 2016)