Bayer will sich Monsanto einverleiben. Die Aktionäre freut das nicht, die Aktie brach im frühen Handel ein.

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Leverkusen / St. Louis – Das Angebot des deutschen Chemiekonzerns Bayer, den weltgrößten Saatguthersteller Monsanto zu übernehmen, wird zwar von den Aktionären nicht recht gutgeheißen, passt aber ins Branchenbild. Seit einiger Zeit gibt es dort nämlich heftiges gegenseitiges Umwerben.

Erst im Sommer war Monsanto mit dem Versuch gescheitert, beim Schweizer Pflanzenschutzspezialisten Syngenta einzusteigen. Im März wollte Monsanto dann das Saatgutgeschäft von Bayer, das unter dem Namen Bayer Cropscience firmiert, einverleiben. Syngenta geht nun an den chinesischen Staatskonzern ChemChina. Und die US-Chemieriesen DuPont und Dow Chemical haben angekündigt ihr Agrarchemiegeschäft zusammenzulegen.

Zu wenig Power

Maximilian Anderl, ein Fondsmanager von UBS Global Asset Management – der Fonds ist einer der großen Investoren bei Bayer -, sagte, dass der Chemiekonzern nicht die finanzielle Power habe, eine solche Fusion zu stemmen. Eine Finanzierung mittels Kapitalerhöhung hält Anderl für problematisch, weil es die Anteile verwässert. Einem Joint Venture sollte der Vorzug gegeben werden, schrieb er in einem Aktionärsbrief.

Monsanto wird an der Börse derzeit mit gut 42 Milliarden Dollar (37,24 Milliarden Euro) bewertet, Bayer mit ungefähr dem Doppelten. Der Kaufpreis für Monsanto läge nach Schätzung von Jeremy Redenius von Bernstein Research bei 120 bis 125 US-Dollar je Anteilsschein – deutlich über dem Aktienpreis von derzeit rund 97 Dollar.

Schlechtes Monsanto-Image

Auch das problematische Image von Monsanto als Gentechnik-Spezialisten könnte die Fusionsgelüste von Bayer noch schwächen. Vor allem in der EU steht Monsanto mit seinem gentechnisch veränderten Saatgut, das sich mit dem umstrittenen Pflanzenschutzmittel Glyphosat ergänzt, unter viel öffentlichem Druck. Der Leverkusener Chemiekonzern Bayer hat wegen öffentlichen Widerstands gegen die "Grüne Gentechnik" vor ein paar Jahren die Gentechnikforschung in die USA verlagert.

Grundsätzlich aber wird die Zeit für Übernahmen in der Agrochemiebranche als günstig angesehen. Die Erdölpreise, die im Chemiesektor eine wichtige Rolle spielen, sind niedrig. Der Einsatz von Agrarchemikalien dürfte besonders in Schwellenländern Asiens und Afrikas steigen. Auch wegen einer steigenden Fleischproduktion wird von einem wachsenden Futtermittelbedarf ausgegangen. Das wiederum schiebt die Verkäufe von Saatgut- und Pflanzenschutzmittel an. Einer Studie von Markets & Markets vom Vorjahr zufolge wird der Gesamtmarkt von Agrarchemikalien von 207 Milliarden Dollar (185 Milliarden Euro) im Jahr 2014 auf 250 Milliarden bis 2020 anwachsen.

Sowohl die Leverkusener als auch Monsanto bestätigten am Donnerstag erste Gespräche. Wegen der Größe des Deals müsste die Antitrustbehörde in den USA und wahrscheinlich auch in der EU damit befasst werden. (ruz, 19.5.2016)