Kornblume am Revers: Norbert Hofer 2013 im Parlament.

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Man muss den Spindoktoren der FPÖ ja fast gratulieren. Wie sie es geschafft haben, jeden Kritiker, der es wagt, auf fragwürdige Aussagen und Kornblumen des Herrn Hofer aufmerksam zu machen, als linkslinken Gutmenschen abzustempeln, ist ganz große Kunst. "Bloß nicht die Nazikeule schwingen" ist nun sogar schon Alexander Van der Bellens Credo geworden. Dass es jedoch die Pflicht eines Politikers wäre, darauf hinzuweisen, wenn sich ein Präsidentschaftskandidat im Laufe seiner politischen Karriere immer und immer wieder selbst mit dieser erschlägt, scheint aus Angst vor dem Wähler niemanden mehr zu interessieren.

Zweideutig? Eindeutig!

Ein ums andere Mal hat Herr Hofer bewiesen, dass er kein Problem damit hat, eindeutig zweideutige Signale an Ewiggestrige zu senden. Sei es nun seine Forderung nach einer Volksabstimmung über das Verbotsgesetz, die Herabwürdigung einer Wehrmachtsausstellung als "perversen Exhibitionismus der staatssubventionierten Linken" oder das Tragen eines Symbols, das ab 1933 ein Erkennungsmerkmal der "illegalen" Nationalsozialisten war. Seien wir mal naiv und gehen davon aus, Hofer kannte diese Bedeutung der Kornblume nicht. Wie sähe dann die angemessene Reaktion eines geschichtsbewussten Politikers aus, wenn er auf diese hingewiesen wird? Wohl in etwa so: "Ich bedauere, möglicherweise falsche Signale ausgesendet zu haben, mit denen ich rein gar nichts am Hut habe!" Es gibt einen Grund dafür, dass wir diese Worte niemals zu hören bekommen werden: Hofer weiß ganz genau, was er tut.

Die strenge Hand

Während man also darüber ins Grübeln kommt, wie eindeutig sich ein rechter Ideologe noch zu erkennen geben muss, um von der Bevölkerung auch als solcher wahrgenommen zu werden, beschleicht einen ein furchtbarer Verdacht: Man erkennt ihn sehr wohl! Und es kommt noch schlimmer: Man findet es gut! Denn, so scheinen viele insgeheim zu denken, "so a bisserl die strenge Hand der NS-Zeit" wäre in Zeiten wie diesen ja vielleicht gar nicht so schlecht. Zumal es diesmal ja auch keine Unschuldigen träfe, wie wir täglich in den Qualitätszeitungen "Österreich", "Heute" und "Krone" nachlesen können.

Natürlich wollen wir kein NS-Regime. Aber so ein bisschen Demütigung von Flüchtlingen kann nicht schaden, sonst kommen vielleicht noch mehr. Natürlich wollen wir keine Enteignung. Aber wo kommen wir denn hin, wenn diese Leute auch noch ausreichend Geld zum Überleben in die Hand gedrückt bekommen, wo es doch bei uns auch Armut gibt? Und natürlich wollen wir nie wieder Gaskammern! Aber wenn die Flüchtlinge dem Irrglauben unterliegen, in Europa eine sichere Zuflucht vor Krieg und Elend zu erhalten, haben wir doch keine andere Wahl, als sie ertrinken und (natürlich nur aus Selbstschutz!) an den Grenzen zugrunde gehen zu lassen.

Alles ist möglich

Sind das wirklich die vielgepriesenen europäischen Werte, auf die wir neuerdings so gerne mit stolzer Brust hingewiesen werden? Wenn ja, können wir uns glücklich schätzen, denn sie werden bald in der Hofburg sitzen. Aber bitte dann nicht wundern, was alles möglich ist. Es war nämlich nicht "da Hofa vom Zwanzgerhaus", sondern wir, der mündige Wählermob. (Daniel Friedmann, 19.5.2016)