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Der Journalist Jovo Martinović hat jahrelang zu den Pink Panthern (im Bild – Rifat Hadžiahmetović) recherchiert.

Foto: EPA/Spanish Home Ministry

Podgorica – Der Reporter kam den Verbrechern zu Nahe. Der investigative montenegrinische Journalist Jovo Martinović recherchierte jahrelang über Drogenkartelle, er tauchte tief ein in die Strukturen der Organisierten Kriminalität, er schrieb für die Financial Times und arbeitete für BBC. Seine Untersuchungen waren maßgeblich für die Erkenntnisse über Verbrechen einiger Vertreter der Kosovo-Befreiungsarmee UÇK. Martinović gilt als einer der mutigsten Journalisten in der Region. Nun steht er selbst vor dem Kadi. Der Vorwurf: Martinović habe zwischen Kriminellen vermittelt, um den Drogenschmuggel zu ermöglichen.

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Kontakten zu Drogenkurieren

Martinović wurde wegen Kontakten zu Drogenkurieren angeklagt. Er war 2015 in einer groß angelegten Razzia auf dem Balkan in Untersuchungshaft genommen worden. Ihm werden Kontakte zu einem der größten Drogenbosse und seinem Namensvetter Duško Martinović nachgesagt. Duško Martinović war Mitglied der Pink Panther, einer kriminellen Gruppe, die auch auf Juwelendiebstahl spezialisiert waren. Laut Interpol soll Pink Panter Juwelen im Wert von 300 Mio. Euro gestohlen haben. Die meisten Mitglieder dieser Truppe kommen aus dem ex-jugoslawischen Raum. Jovo Martinović hatte tatsächlich Kontakte zu Duško Martinović als er 2014 an einer große Dokumentarserie zu den Pink Panthers arbeitete.

Dokumentation über Waffenschmuggel

Später arbeitete Jovo Martinović an einer Dokumentation über Waffenschmuggel für die französische Capa Presse. Capa Presse zeigte sich über die Verhaftung von Jovo Martinović besorgt. Auch die OSZE-Beauftragte für Medienfreiheit, Dunja Mijatović setzte sich für Martinović ein und schrieb an den montenegrinischen Premier Milo Ðukanović. Dieser antwortete, dass Martinovićs Verhaftung nichts mit seiner Arbeit als Journalist zu tun habe. Allerdings bleibt bis heute unklar, was Martinović genau vorgeworfen wird.

Von Unschuld überzeugt

Kollegen von Jovo Martinović in der Region sind von seiner Unschuld überzeugt und denken, dass er ins Visier der Fahnder geriet, weil er so manchen unbequem geworden war. Er selbst beteuert, nichts mit den Verbrechen zu tun zu haben.

Übergriffen gegen Journalisten

In Montenegro kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Übergriffen gegen Journalisten. Das Land liegt in einem Ranking zur Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen auf Platz 106 von 180 Staaten zwischen Nepal und Ukraine. In dem kleinen Adria-Staat gibt es eine starke Polarisierung zwischen Pro- und Anti-Regierungs-Printmedien, das Fernsehen – staatlich wie privat – ist unter starkem Einfluss der Regierung. Alle Regierungen in Südosteuropa machen über Boulevardblätter, die sie dirigieren, Propaganda zu ihren Gunsten und diskreditieren politische oder wirtschaftliche Konkurrenten und Kritiker. (Adelheid Wölfl, 20.5.2016)