Christian Kern hat jung im journalistischen Bereich begonnen, dann ist doch noch was Ordentliches aus ihm geworden. Aber bei seinen bisherigen rednerischen Auftritten als Kanzler (nach dem SPÖ-Vorstand und jetzt im Parlament von der Regierungsbank) kann man schon sagen: Er kann mit Worten und Begriffen umgehen.

In seiner kurzen Regierungserklärung wimmelte es vor Schlüsselwörtern und -Redewendungen, die aufs Programmatische ausgerichtet sind. Gleich zu Beginn will er "mein Politikverständnis" erklären, wohin er "das Land führen" will, beklagt die "Kurzatmigkeit" der Politik und dass die "Zukunftsbilder verlorengegangen" seien; kündigt einen Kampf um die "Herzen und Köpfe" gegen "billigen Populismus" an, betont in der Flüchtlingsfrage die Doppelerfordernis "Menschenwürde" und "Ordnung" und konstatiert, es gebe "keine Politikverdrossenheit". Ergänzen muss man wohl: keine unüberwindliche.

Interessanterweise hat Kern ganz am Anfang die Möglichkeit des Scheiterns in den Raum gestellt. Konkrete Maßnahmen blieb er – bis auf einen interessanten Hinweis auf die Wichtigkeit privater Investitionen – schuldig.

Sein kurzfristiges Ziel ist offensichtlich, die schlechte Stimmung – sowohl bei Konsumenten als auch bei Unternehmern – zu "drehen". Das ist eine überwiegend psychologische Strategie, aber sie kann funktionieren. (Hans Rauscher, 19.5.2016)