In dieser Garage in Schwalbach lagen Leichenteile in Fässern.

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Hilfsbereit, belesen, höflich, umgänglich, fürsorglich. So beschreiben Freunde und Nachbarn im hessischen Schwalbach (westlich von Frankfurt) den pensionierten Landschaftsgärtner Manfred S. Das Landeskriminalamt jedoch hat den im August 2014 verstorbenen Mann nun als grausamen Serienmörder enttarnt. Er soll mindestens fünf Prostituierte und einen 13-jährigen Buben umgebracht haben.

Auf die Spur von S. kamen die Ermittler erst nach dessen Tod, als seine Tochter die Garage räumte und dort Teile einer weiblichen Leiche in zwei Fässern fand. Die Sonderkommission Alaska untersuchte daraufhin hunderte von zum Teil jahrzehntealten Spuren von ungeklärten Morden noch einmal.

Sie bringt Manfred S. nun mit mindestens sechs Morden in Verbindung: an jener Prostituierten, deren Leiche in der Garage gefunden wurde, an zwei Prostituierten in den Neunzigerjahren in Frankfurt sowie – ebenfalls in der Main-Metropole – an zwei Frauen in den Siebzigerjahren.

"Fall Tristan" passt ins Bild

"Bei all den Taten fehlen einzelne Körperteile – alle Fälle haben eine Organentnahme als Gemeinsamkeit: die Entnahme von Organen, das Abtrennen von Körperteilen, die Mitnahme der Organe und Körperteile", erklärte Ermittler Frank Herrmann am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Es seien aber nie die gleichen Körperteile verschwunden, sondern mal ein rechtes Bein, ein linker Arm. "Wenn Sie das zusammenrechnen, könnten Sie sich tatsächlich dadurch einen neuen Körper herstellen", so Herrmann.

"Sexuell-sadistische Fantasien"

Die Ermittler sehen auch eine "deutliche Übereinstimmung" bei der "Auslebung sexuell-sadistischer Fantasien" im Fall des damals 13-jährigen Tristan aus Frankfurt. Der Bub war im Jahr 1998 ermordet worden, der Täter hatte ihn regelrecht "ausbluten" lassen. Auf dem Computer von S. fand die Polizei mehr als 32.000 gewaltverherrlichende und kannibalistische Fotos. Die Abbildungen "sexueller Gewaltfantasien" hätten "fast 1:1" den Verletzungen der Opfer entsprochen.

Noch nicht geklärt ist, ob S. ein Einzeltäter war. Bei der Pressekonferenz hieß es, in einem Fall deute das "Verletzungsbild" auf zwei Täter hin, die "ihre Fantasien" ausgelebt hätten. Die Polizei sucht jetzt nach möglichen Mittätern und Mitwissern. Sie schließt außerdem nicht aus, dass S. noch vier weitere Frauen im Großraum Frankfurt umgebracht hat. Von einer hat man den Kopf bis jetzt nicht gefunden. (Birgit Baumann aus Berlin, 19.5.2016)