Stuttgart/Frankfurt – Hiobsbotschaften von Daimler : Ein Airbag-Rückruf kostet den Konzern hunderte Millionen Euro, der Abbau weitere Stellen in Brasilien verschlingt bis zu 100 Millionen Euro und die Lkw-Sparte senkt ihre Prognose, wie der Dax-Konzern am Donnerstagabend mitteilte.

Wegen möglicherweise defekter Airbags des japanischen Zustellers Takata ruft Daimler in den kommenden Jahren in den USA weitere Fahrzeuge zurück. Weltweit stehen mindestens elf Todesfälle mit defekten Aufblasvorrichtungen von Takata in Verbindung, die meisten davon in den USA. Bei manchen Airbags explodieren bei Feuchtigkeit die Vorrichtungen mit zu viel Kraft, wodurch Fahrzeuginsassen von Splittern getroffen werden können. Takata rief deshalb vor wenigen Wochen weitere 35 bis 40 Millionen Airbags zurück.

Wegen Problemen mit Takata-Airbags hatte Daimler bereits vor einigen Monaten in den USA 840.000 Fahrzeuge zurückgerufen und dafür 340 Millionen Euro zurückgestellt, die das Konzernergebnis 2015 schmälerten. Nun beordern die Stuttgarter weitere 200.000 Fahrzeuge in die Werkstätten, diesmal wegen der Beifahrer-Airbags. Dafür legen sie im Geschäftsjahr 2016 einen mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag beiseite, wie sie am Donnerstag mitteilten. Bislang sind Daimler nach eigener Aussage keine Fälle bekannt, in denen die Probleme mit den Takata-Airbagts bei seinen Fahrzeugen aufgetreten sind.

Sorgenkind LKW-Sparte

Der Lkw-Sparte verhageln schwache Geschäfte insbesondere in Nordamerika und im Nahen Osten das Geschäft. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) aus dem laufenden Geschäft und der Absatz würden 2016 deutlich unter dem Vorjahr liegen, warnte Daimler am Donnerstag. Bislang hatten die Stuttgarter einen Gewinn auf Vorjahresniveau und einen leichten Absatzrückgang erwartet. "Die seit Monaten sehr anspruchsvolle Lage in den globalen Lkw-Märkten hat sich weiter verschärft", sagte Lkw-Chef Wolfgang Bernhard. 2015 erzielte Daimler Trucks mit 2,7 Milliarden Euro ein Rekordergebnis und verkaufte 502.500 Fahrzeuge.

Im Nahen Osten haben die Kunden wegen der stark gefallenen Ölpreise weniger Geld in der Tasche und halten sich mit Bestellungen zurück. In Brasilien dürfte der Lkw-Markt wegen der anhaltenden Wirtschaftskrise nach Einschätzung von Daimler um 20 Prozent schrumpfen. Der Lkw-Bauer will daher mit Hilfe eines freiwilligen Abfindungsprogramms weitere Stellen abbauen und rechnet mit einer Sonderbelastung von bis zu 100 Millionen Euro. Auch in anderen wichtigen Schwellenländern sinkt die Nachfrage: In Indonesien erwartet Daimler einen Rückgang um 15 Prozent, in der Türkei dürfte sie deutlich unter dem Vorjahr liegen.

Den Ausblick für den Konzern-Gewinn bestätigte der Dax-Konzern trotz der Hiobsbotschaften. Daimler geht weiterhin davon aus, das Ebit aus dem laufenden Geschäft 2016 leicht zu steigern. (APA/Reuters, 19.5.2016)