Zürich – Dem früheren DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach droht im Zuge der Affäre um die WM-Vergabe 2006 eine lange Sperre und der Verlust seiner Ämter bei der FIFA und UEFA. Die Untersuchungskammer der Ethikkommission des Fußball-Weltverbands FIFA fordert einen Bann von zwei Jahren gegen den damaligen Vizechef des Organisationskomitees der Weltmeisterschaft in Deutschland.

Die Rechtsprechende Kammer eröffnete ein offizielles Verfahren, wie der Fußball-Weltverband am Freitag mitteilte. Die Ermittler unter dem Vorsitz des Schweizers Cornel Borbely werfen Niersbach Verstöße gegen vier Paragrafen des FIFA-Ethikcodes vor: Allgemeine Verhaltensregeln, Loyalität, Anzeige- sowie Mitwirkungs- und Rechenschaftspflicht und Interessenskonflikte.

Niersbach will sich mit allen Mitteln gegen eine drohende Sperre vorgehen. Es sei für ihn "eine Frage der Ehre und zur Wahrung meiner persönlichen Rechte erforderlich, diesem Antrag mit allen möglichen Rechtsmitteln entgegenzutreten", teilte er auf Anfrage mit.

Die Untersuchungskammer fordert neben dem Bann für alle Fußballaktivitäten auch eine Geldstrafe von 30.000 Schweizer Franken (27.000 Euro). Niersbach hat nun die Gelegenheit, sich zu verteidigen und kann eine Anhörung beantragen. Über eine mögliche Strafe entscheidet die Rechtsprechende Kammer unter dem Vorsitz des Australiers Alan Sullivan. Der reguläre Chef des Gremiums, Hans-Joachim Eckert, tritt wie üblich als Landsmann des Beschuldigten nicht in Aktion.

Der 65-jährige Niersbach war im Zuge des WM-Skandals zwar als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes zurückgetreten, sitzt als deutscher Vertreter aber noch immer im Council der FIFA und im Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union UEFA.

Vor knapp zwei Monaten hatte die Ethikkommission offiziell Ermittlungen gegen die deutschen WM-Macher eingeleitet. Das Verfahren richtet sich neben Niersbach auch gegen Franz Beckenbauer, Helmut Sandrock, Horst R. Schmidt, Theo Zwanziger und Stefan Hans. (APA, red, 20.5. 2016)