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Auf Facebook wird unter dem Deckmantel des Online-Kollektivs Stimmung gegen Ausländer und Flüchtlinge gemacht.

Foto: Reuters

Fast zwei Millionen Fans hat die Facebook-Seite "Anonymous.Kollektiv" angesammelt. Kurz nachdem das Hacker-Kollektiv angekündigt hatte, die IS-Propaganda im Netz zu bekämpfen, tauchte die Seite erstmals auf und konnte in kürzester Zeit etliche Menschen anlocken. Doch nach nur wenigen Postings wurde klar, dass diese Seite selbst Propaganda verbreitet – die Netzbewegung distanzierte sich auch davon.

Schlüsselfigur in der rechten Szene

Nun ist es dem deutschen Magazin "Focus" gelungen, den Drahtzieher der einflussreichen Facebook-Seite aufzudecken. Laut "Focus" soll ein gewisser Mario R. die Seite betreiben, eine Schlüsselfigur in der rechten Szene. Vermutungen, dass der Deutsche hinter "Anonymous.Kollektiv" steht, gab es schon länger. Der Erfurter bestritt dies allerdings vehement und gab sogar eine eidesstattliche Erklärung ab, dass er weder Administrator noch Betreiber der Seite sei.

Offenbar selbst geoutet

Gegenüber "Focus" gaben allerdings mehrere Insider auf Nachfrage an, dass Mario R. Betreiber der Seite sein soll. Am 8. Dezember soll er sich sogar unabsichtlich selbst geoutet haben. In einem Facebook-Dialog wurde R. als Betreiber der Seite bezichtigt. Nach kurzer Zeit meldete sich niemand geringerer als "Anonymous.Kollektiv" selbst und drohte "Wenn ihr hier weiter meinen Namen nennt, verklage ich euch alle!". Nach kurzer Zeit war das Posting gelöscht, offenbar hatte R. die Accounts vertauscht.

Falschmeldungen, um Hass gegen Ausländer zu schüren

Problematisch an der Seite ist, dass nach wie vor viele Fans glauben, dass es sich hierbei um einen "authentischen" Auftritt des Hacker-Kollektivs handelt. Allerdings werden auf der Seite immer häufiger Falschmeldungen und Artikel veröffentlicht, die Hass gegen Ausländer schüren. Auffällig ist zudem, dass die Seite besonders gerne AFD-Meldungen teilt. Kein Wunder, ist R. laut "Focus"-Recherchen AFD-Mitglied der ersten Stunde. Bis mindestens 2014 war er in der Partei. Auf eine Nachfrage des deutschen Magazins wurde auch von dieser Seite nicht reagiert.

Werbung für Waffen

Facebook selbst hat zwar immer wieder verlautbart, dass man etwas gegen Hassbotschaften auf der Plattform unternimmt, die Seite bleibt aber nach wie vor online. Zuletzt machte "Anonymous.Kollektiv" übrigens Werbung für einen Online-Waffenhändler. Beworben wurde dieser mit Videos, in denen ein Unbekannter auf Bilder von deutschen Politikern feuert. Migrantenschreck.net hieß der digitale Waffenladen, der auf einen gewissen Mario R. registriert war. Die Website ist mittlerweile offline, der Online-Shop ist auf einen russischen Server umgezogen.

Die Facebook-Seite wurde Samstagabend überraschenderweise offline genommen. Dies war bereits einmal der Fall, offenbar dürfte die Sperre aber nun endgültig sein. (red, 21.05.2016)